Schon lustig: Beim Anhören der ersten Nummer denkt man sich sofort, das ist der Soundtrack für einen Abenteuerfilm im Kopf. Und gleich die zweite Nummer "Endless Western" klingt dann wie zur prompten Bestätigung so, als ob Franco Nero und Ennio Morricone gemeinsam um die staubige Saloonecke biegen. Ja, auch im Wilden Weststeirischen ist hin und wieder High Noon.

Schon als Wolfgang Temmel alias Käpt'n Clarence Wolof zuletzt auf dem Album "Island Sessions" (2020) Kurs auf zwölf Inseln nahm, lobten wir die wunderbare Robinsonade. Nun also geht es weiter Richtung "Windischer Ozean". Aber "windisch"? Darf man das heute überhaupt noch sagen, ohne ans woke Kreuz genagelt zu werden? Wolfgang Temmel, als Multikünstler immer ein Freidenker, der darf das ruhig. Der war schon im richtigen Sinn woke, da brodelte dieses Wort noch nicht einmal in Abrahams Wurschtkessel.

Clarence Wolof & The Passengers. Windischer Ozean/Vindi(s)ki Ocean. Aelan Rikod
Clarence Wolof & The Passengers. Windischer Ozean/Vindi(s)ki Ocean. Aelan Rikod © KK

Der hellwache Mann aus Wies mit der Ukulele in Händen darf das folglich nicht nur, weil seine Besatzung diesmal aus dem kreativen Dreiländereck Steiermark, Kärnten und Slowenien kommt. Und so segelt er als Clarence Wolof am Steuerrad also dahin mit seiner hochkarätig besetzten 20-köpfigen Crew, kreuzt zwischen Folk und Dixie, zwischen luftigem Jazz und lustiger Avantgarde, zwischen einer süßen "Potica" und – ja – einem "Windischen Walzer". "Wödmuzak" nennt Temmel diese so eigene Melange.

Erklärtes Lieblingsstück ist Nr. 8, "Slideshow". Als ob sich George Harrison und Claudio Monteverdi zu einem Diaabend getroffen hätten, um mit einem Mix aus dem Song "Piggies" und dem Liebesduett "Pur ti miro" melancholisch in Erinnerungen zu kramen. Und der Projektor rattert wie ein stures Metronom den Takt dazu. Langsam. Ruhig. Alt. Wie wir. Schön einfach. Einfach schön.