Ballettdirektorin Beate Vollack, die Graz viele kraftvolle Aufführungen geschenkt hat, verabschiedet sich. Mit Sascha Pieper und dem PhilQuartett der Grazer Philharmoniker verhandelt sie in ihrer letzten Produktion "Der Tod und das Mädchen", einer zweiteiligen Choreografie zur Musik von Daniel Philip Hefti und Franz Schubert, die Endlichkeit des Menschen.
Die Uraufführung des Streichquartetts "Ans Ende der Zeit", ein Auftragswerk des Schweizers Hefti, ist weit mehr als ein Präludium zu Schuberts Streichquartett Nr. 14. Die Schritte des Sterbeprozesses nachzeichnend, zunächst drängend und drohend, geht die Musik in weich verführerische und schließlich existenziell schmerzliche Klänge über. In Vollacks markanter Choreografie ringen die Zeit (konstruktiv Renata Parisi) und der vielgestaltige Tod um das Mädchen (verletzlich Lara Bonnel). Lange schützt die Zeit das Mädchen vor seinem Zugriff, bis es sich ergeben muss.
Unruhig beginnt Sascha Pieper Schuberts – in Todesahnung geschaffenes – Meisterwerk. In Trikots und zarten Röcken schutzlos wirkende Mädchen fliehen vor dem Tod. Unbeeindruckt von allen menschlichen Versuchen herrscht er und holt am Ende alle. Kampf und Abwehr, Suizidgedanken (Lucie Horná / Christoph Schaller), Erkennen der Aussichtslosigkeit (Ann-Kathrin Adam / Fabio Agnello) oder Sorglosigkeit (Rosa Maria Pace / Lorenzo Galdeman) drücken sich in drei intensiven Pas de deux aus, bis in der letzten Ensembleszene ein unbeteiligter Tod siegt.
Die Ausstattung der zwei Teile (Silke Fischer und Sascha Pieper) bildet eine organische Einheit, in der das geometrisch strukturierte Licht (Johannes Schadl) den weiten, dunklen Raum gliedert und eine optische Klammer bildet, von herzzerreißender Aussagekraft sind die hauchfeinen Wolken, die vorüberziehen. Verdienter Beifall für einen beeindruckenden Abend.
Oper Graz
"Der Tod und das Mädchen" als Abschied der Ballettdirektorin
