"Multitudes“: Der Gedanke ans Gedicht Walt Whitmans drängt sich beim Titel des neuen Feist-Albums auf. Seit der Dichter vor 160 Jahren postulierte: „Ich bin weiträumig, ich enthalte Vielheiten“, ist die poetische Entdeckung der inneren Unendlichkeit zu einem der Leitfäden des modernen Denkens geworden. Nicht nur Bob Dylan, der sich vom Landstreicher bis zum Rockstar alle möglichen Identitäten angeeignet und wieder abgestreift hat, eröffnete sein jüngstes Album mit dem Motto „I contain multitudes“.

„Multitudes“ – „Vielheiten“ ist Feists sechstes Studioalbum. Eine psychologische Erklärung liegt nahe: Während der Arbeit hatte Leslie Feist ihre Rollen als „Tochter“ und „Mutter“ neu zu definieren. Sie adoptierte ein Kind, ihr Vater starb. Ihre „meistgeliebten“ Menschen, mit denen sie im Lockdown viel Zeit verbracht hatte. Die Pandemie habe ihr diesen „wunderbaren Vorteil“ verschafft, erzählte sie dem „Guardian“. Lange hat Leslie Feist an den Songs von „Multitude“ gefeilt, um auf dem Album eine Seite ihrer Musikalität hervorzuheben, die nur wenig mit ihrer frühen Phase zu tun hat. Vor 15 Jahren produzierte die Kanadierin perfekt zugeschliffene Pop-Brillanten, die über diverse Werbespots berühmt geworden sind.