Im Rahmen von seit 2021 laufenden Ermittlungen des Landeskriminalamts Niederösterreich sind neun gestohlene Werke des mittlerweile verstorbenen Künstlers Hermann Nitsch sichergestellt worden. Mehrere Beschuldigte wurden nach Polizeiangaben vom Freitag angezeigt. Ein 49-Jähriger Ex-Mitarbeiter des Künstlers dürfte Gemälde im Gesamtwert von 435.600 Euro entwendet haben, was offenbar über mehrere Jahre hinweg unbemerkt blieb.

Die gestohlenen Werke wurden zunächst nach Rumänien gebracht, wo sie längere Zeit im Besitz der Familie des 49-Jährigen standen. Zwei Schüttbilder des Malers wurden im August 2021 in Wien sichergestellt. Am 9. November 2022 wurden zeitgleich in Deutschland und Rumänien fünf Hausdurchsuchungen durchgeführt. Hier wurden sieben weitere Werke in unterschiedlichen Größen entdeckt.

Die neun Kunstwerke befinden sich mittlerweile wieder in Österreich. Drei gestohlene Gemälde im Wert von 164.000 Euro wurden bisher nicht gefunden. Eine diesbezügliche Kulturgutfahndung besteht, wurde betont.

Acht Jahre lang für Nitsch tätig

Der 49-Jährige war nach Angaben der Landespolizeidirektion
Niederösterreich von 2002 bis 2010 für Nitsch tätig. Verrichtet
wurden von dem rumänischen Staatsbürger Haus-, Garten- sowie
Hilfsarbeiten. Der Beschuldigte hatte daher unkontrollierten Zutritt
zu allen Räumlichkeiten der Familie Nitsch, also auch zu jenen, in
denen die Werke des Künstlers gelagert waren. Die exakte Anzahl der
signierten und unsignierten Gemälde des Meisters, die der
Hausarbeiter entwendet hat, sei derzeit unbekannt, wurde betont.

2020 ließ sich der 49-Jährige dann von seiner gleichaltrigen
Ehefrau scheiden, einige Gemälde gingen dabei an die Gattin. Beide
betonten bei den jeweiligen Einvernahmen, die Nitsch-Bilder als
Geschenk erhalten zu haben. Einen Teil der Werke dürfte die Frau
wenig später an einen in Rumänien wohnenden 60-jährigen Serben
verkauft haben. Dieser Beschuldigte ersuchte wiederum einen
Bekannten - einen in Deutschland lebenden 59-jährigen Rumänen - um
Hilfe beim Verkauf der Bilder. Ein in Wien ansässiges
österreichisches Auktionshaus wurde daraufhin mit der Versteigerung
von vier Nitsch-Gemälden beauftragt. Der 59-Jährige verschleierte
die illegale Herkunft der Bilder und führte seine Mutter als
rechtmäßige Besitzerin der Werke an.

Anzeige wegen Hehlerei

Die ersten beiden Bilder wurden Polizeiangaben zufolge am 24.
Juni 2021 an bisher unbekannte Käufer für 15.000 bzw. 19.000 Euro
versteigert. Der Erlös wurde bis dato nicht ausbezahlt, der
Aufenthaltsort dieser Werke ist laut Polizei nicht bekannt. Zwei
weitere Werke im Gesamtwert von etwa 70.000 Euro, die der 59-Jährige
auch bei einem Wiener Auktionshaus eingebracht hatte, wurden am 17.
August 2021 noch vor Versteigerungsbeginn sichergestellt. Sieben
weitere Sicherstellungen folgten im Rahmen der Hausdurchsuchungen
vom 9. November des Vorjahres. Die in die Chronologie involvierten
Personen wurden der Staatsanwaltschaft Korneuburg wegen Hehlerei
angezeigt.