Es ist eine alte Frage: Wie viel Leben passt in eine Lebensspanne? Jane Fonda hat in ihre bisherigen 85 Jahre mehr Leben untergebracht als andere. Sie stammt aus dem schauspielerischen Hochadel Hollywoods. Die Tochter der Kino-Ikone Henry Fonda startet in den 1960ern eine Karriere in der Glamourwelt Kaliforniens. Der komische Western "Cat Ballou" macht sie zum Star, an der Seite von Robert Redford spaziert sie "Barfuß im Park" und spätestens nach "Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss" nimmt man sie als ernsthafte Künstlerin wahr. Dabei war sie zugleich Sexsymbol, das sich als "Barbarella" in einen poppigen Plüschweltraum räkelte.

Doch mit ihrer Berühmtheit steigert Jane Fonda auch ihr politisches Bewusstsein. Sie wird zur Linken, die gegen den Vietnamkrieg protestiert und in Hanoi vor einer Flak posiert. Als sie 1972 den Oscar für den Thriller "Klute" entgegennimmt, trägt sie aus Protest einen Hosenanzug mit Mao-Kragen. Ihren zweiten Oscar 1979 nutzt sie, um auf die Benachteiligung von Gehörlosen hinzuweisen.

Ihr Engagement bekommt ihrer Filmkarriere nicht. Fonda wird Aktivistin gegen Kernenergie und Protagonistin der Fitnesswelle, die Millionen von Aerobic-Videos verkauft. Die Vorturnerin der Nation ehelicht den Medienmogul Ted Turner, den Gründer des Nachrichtenkanals CNN. Ihre dritte Ehe nach denen mit Regisseur Roger Vadim und dem linken Aktivisten Tom Hayden, einem der legendären "Chicago Seven".

Fondas Karriere nimmt nochmals Fahrt auf: 2015 bekommt sie eine Hauptrolle in "Grace and Frankie", das zur längstlaufenden Sitcom auf Netflix wird. Und sie lässt sich von viel jüngeren Menschen wie Greta Thunberg nicht ärgern, sondern inspirieren. Fonda wird Klimaaktivistin und lässt sich PR-wirksam mehrfach verhaften.85 Jahre pralles Leben. Sogar ein Job bei Richard Lugner und ein Besuch beim Wiener Opernball am heutigen Donnerstag gehen sich da noch aus. Locker.