Das Literaturjahr 2023 wirft seine Schatten voraus, und diese sind durchaus rot-weiß-rot eingefärbt. Zum einen ist Österreich von 27. bis 30. April Gastland bei der Leipziger Buchmesse, der Auftritt ist ein mit zwei Millionen Euro budgetiertes Großereignis für die heimische Buch- beziehungsweise Literaturbranche.

Wie vital und vielfältig die österreichische Literaturlandschaft ist, stellen heimische Autorinnen und Autoren schon jetzt im Jänner unter Beweis. Den Beginn macht Arno Geiger, dessen autobiografisch grundiertes Buch „Das glückliche Geheimnis“ am 10. Jänner erscheint. Mit Spannung erwartet wird der neue Roman von Raphaela Edelbauer, der den Titel „Die Inkommensurablen“ trägt (14. Jänner) und der vom fiebrig-erregten Leben in Wien kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges erzählt.

© Verlag

Thematisches Neuland betritt Franzobel mit „Einsteins Hirn“ (23. Jänner), der die absurd-tragikomische Geschichte eines US-Pathologen zum Inhalt hat, der mit dem Gehirn des Nobelpreisträgers im Gepäck amerikanische Zeitgeschichte erlebt und erleidet. In der gleichen Woche erscheint Michael Köhlmeiers Roman „Frankie“, er handelt vom titelgebenden Jugendlichen und dessen Großvater, der nach Jahren in Haft wieder frei kommt. Den Jänner-Abschluss macht die aktuelle Bachmann-Preisträgerin Ana Marwan, deren Roman „Verpuppt“ am 30. Jänner in deutscher Übersetzung erscheint; das Original „Zabubljena“ wurde in Slowenien als bestes Buch des Jahres 2021 ausgezeichnet.

Damit ist der literarische Österreich-Reigen aber bei Weitem nicht beendet. Birgit Birnbacher, Bachmannpreisträgerin von 2019 und geschätzt für ihre unpathetische Empathie, veröffentlicht am 20. Februar „Wovon wir leben“, einen Roman über Arbeit, Familie und den Grabenkampf zwischen ungebremstem Individualismus und romantischer Liebe.

© Verlag

Ebenfalls im Februar steht der neue Roman des Büchner-Preisträgers Clemens J. Setz auf dem Programm. „Monde vor der Landung“ (ent-)führt ins Worms der 1920er-Jahre, macht mit der sogenannten „Hohlwelt-Theorie“ bekannt und untersucht laut Verlag „die zerstörerische Wahnwelt eines manischen Egozentrikers“. Weitere Neuerscheinungen aus Österreich im Frühjahr (Auswahl): Robert Seethaler „Das Café ohne Namen“, Michael Scharang „Die Geschichte vom Esel“, Daniel Glattauer „Die spürst Du nicht“, Teresa Präauer „Kochen im falschen Jahrhundert“, David Schalko „Was der Tag bringt“, Michael Stavarič „Das Phantom“. Den Nerv der Zeit trifft wohl wieder Bestseller-Autor Marc Elsberg, dessen dystopischer Öko-Thriller „C – Celsius“ ab 15. März unter den Nägeln brennen wird.

Auch international gesehen wird es ein besonders erlesenes Frühjahr. T. C. Boyle beschäftigt sich in „Blue Skies“ ebenfalls mit der drohenden Klimakatastrophe, US-Kollege John Irving hingegen begibt sich im mehr als 1000-Seiten-Brocken „Der letzte Sessellift“ ins winterliche Colorado. An aktuellen Themen wie Klima, Gendersprache und Rassismus arbeitet sich Juli Zeh mit Co-Autor Simon Urban im Buch „Zwischen Welten“ ab.

© Verlag

Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux wiederum erzählt in „Der junge Mann“ von ihrer Rückkehr in die eigene Vergangenheit. Von einem älteren Herren hingegen, der nicht mehr lange zu leben hat, handelt Martin Suters Roman „Melody“. Und Salman Rushdie, im Sommer des Vorjahres durch einen Attentäter schwer verletzt, schreibt in „Victory City“ über ein indisches Waisenkind im 14. Jahrhundert. Fürwahr ein siegreiches, druckvolles Literaturjahr.

Heute neu!Unser nächster Literatur-Newsletter mit vielen Tipps, Neuerscheinungen, zeitlosen Klassikern, Sachbüchern, Krimis und Buchempfehlungen von prominenten Leserinnen und Lesern. Sie können das „Lesezeichen“ jederzeit einfach und kostenlos abonnieren unter:
www.kleinezeitung.at/lesezeichen