Der Schweizer Stefan Bachmann (56), seit 2013 Intendant des Schauspiels Köln, wurde am Mittwochvormittag als Burgtheater-Direktor ab 2024 vorgestellt werden. Er habe "im Bewerbungsverfahren herausragend überzeugt," sagte Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer. 

Entsprechende Gerüchte kursierten bereits am gestrigen Nachmittag, nachdem zunächst der amtierende Direktor Martin Kušej seine Bewerbung zurückzog und kurz danach die Bekanntgabe der Entscheidung von Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) für Mittwoch avisiert wurde.

Die Vorgänger von Stefan Bachmann im Burgtheater:

Bachmann habe "überragend überzeugt"

"Das Burgtheater hat in den letzten Jahren eine der schwierigsten Phasen seiner Geschichte durchlebt, wie andere Theater auch", blickte Mayer bei der Pressekonferenz auf die von Corona geprägte Ära Kušej zurück. "Er hatte es unbestritten nicht leicht. Für seine Arbeit gebührt ihm Dank und Anerkennung", so Mayer. Dass nun trotzdem eine andere Person neben ihr sitzt, liege daran, "dass Stefan Bachmann im Bewerbungsverfahren überragend überzeugt hat." Die Findungskommission bestand aus Holding-Chef Christian Kircher, Kurt Reissnegger (Ö1), Iris Laufenberg (Schauspielhaus Graz), Theresia Niedermüller seitens des Bundes und Schauspieler Philipp Hauß.

Als Regisseur hat Bachmann seit 2005 ("Der Verschwender") einige Burgtheatererfahrungen – was ihm auch zwei Nestroy-Preise eintrug: 2008 für die Beste Regie (Wajdi Mouawads "Verbrennungen" im Akademietheater), 2012 für die Beste deutschsprachige Aufführung (Elfriede Jelineks "Winterreise" im Akademietheater). Auch über langjährige Leitungserfahrung verfügt er: 1998–2003 war er Schauspieldirektor in Basel, seit 2013 leitete er das Schauspiel Köln. Seine Amtszeit war von dem Umbau und der Sanierung des desolaten Schauspielhauses geprägt, dessen Wiedereröffnung sich jahrelang verzögerte. Sein derzeitiger Vertrag in Köln läuft eigentlich bis 2026.

Martin Kušej zog Bewerbung zurück

Der aktuelle Direktor Martin Kušej zog seine Bewerbung öffentlich zurück. Im Zorn, so wie es sich gehört – schreibt Kultur-Chefin Ute Baumhackl. Lesen Sie mehr dazu hier.

Im Haus mehrten sich kritische Stimmen zu Führungsstil und mangelnder Präsenz des Direktors. Einige Abgänge aus dem Ensemble und der Chefetage brachte man damit in Zusammenhang, berichten Wiener Medien. Kušej, zuletzt als Regisseur der Kehlmann-Uraufführung "Nebenan" erstaunlich konventionell, wies dies "aufs Schärfste zurück". Ein hausinterner Aufruf an seine Belegschaft, der medial "falschen Darstellung" öffentlich entgegenzutreten, blieb jedoch ohne Reaktion.

Auch Bachmann wurden vor vier Jahren Vorwürfe wegen seines Führungsstils, konkret wegen Mobbings, gemacht. Er ist mit der Theaterschauspielerin Melanie Kretschmann verheiratet, mit der er auch zusammenarbeitet.

Bachmann: "So ein Theater gehört den Menschen"

"Wenn es ums Burgtheater geht, gibt es kein Zögern", erklärte Bachmann seine Motivation, von Köln nach Wien zu wechseln. Beworben hatte er sich ursprünglich nicht, sondern sei aktiv von der betrauten Personalagentur gefragt worden, ob er sich eine Bewerbung vorstellen könne. In Wien wolle er eine "Schwelle im metaphorischen Sinne abbauen und modern und zeitgemäß auf eine sich verändernde Stadtgesellschaft reagieren. So ein Theater gehört den Menschen, die es bezahlen und das sind die Bürger."

Bachmann wolle "ohne beliebig zu werden ein großes Panorama aufspannen". Er sehe keinen Widerspruch zwischen Erneuerung und Tradition. Mayer würdigte Bachmanns "außerordentliches Gespür für die aktuelle Lage der Theaterwelt". Was sie überzeugt hat, sei auch sein Ansatz zum Thema Führung: "Er sprach schon in der Bewerbung von flachen Hierarchien und Transparenz. Es ist ein Gebot der Stunde - wahrscheinlich ein zu spätes -, Strukturen am Theater neu zu denken." Bachmann selbst bezeichnete sich als "Teamplayer". Mit seinem Team werde er nun ein Programm zusammenstellen. "Es ist sportlich, das in einem guten Jahr zu schaffen." Nach Kritik an seinem Führungsstil in Köln habe er einige Seminare für Führungskräfte absolviert, die ihm viel gebracht hätten.