Es waren Erzählungen über manipulative Chefs, grenzüberschreitende Lover, sexualisierte Übergriffe, sexistische Lehrer. #MeToo, also #IchAuch, posteten Menschen weltweit in den sozialen Medien. Die Vielzahl verdeutlichte: Houston, wir haben ein Problem!
Der Hashtag ging 2017 viral, nachdem erfolgreiche Schauspielerinnen nach und nach über Produzent Harvey Weinstein ausgepackt hatten. Über einen Mann, der Frauen belästigte, vergewaltigte und Jobs versprach, wenn sie ihn auf sein Hotelzimmer begleiteten. Inklusive karrieretötender Repressalien bei Verweigerung. Eine Branche schwieg dazu. Bis zwei Journalistinnen der "New York Times" und ein Kollege vom "New Yorker" das System des Missbrauchs aufdeckten. Der Hashtag wurde zum Aufschrei, zum Schlachtruf, zur feministischen Bewegung.
Die deutsche Filmemacherin Maria Schrader hat mit dem Kinofilm "She Said" die Recherchen der Causa Weinstein mit den Hollywoodstars Carey Mulligan und Zoe Kazan verfilmt. Auf Basis des 2019 erschienenen Buchs von Jodi Kantor und Megan Twohey. Mit "She Said" kommt die filmreife Aufarbeitung von #MeToo ab Donnerstag in die Kinos.
Was ist von #MeToo geblieben? Die Bewegung hat die strukturellen Probleme, das Machtgefälle zwischen den Geschlechtern und Sexismus zwischen Parlament und Skipiste, zwischen Bars und Theatern, zwischen Chefsesseln und TV-Studios sichtbar gemacht.
Durch diese Sensibilisierung sind Begriffe wie Patriarchat, Femizid und Mansplaining nun fest im Sprachgebrauch verankert. Vertrauensstellen wurden eingerichtet, Vergewaltigungsparagrafen und Gesetze wider Geheimhaltungsklauseln am Arbeitsplatz installiert. Vieles, was früher vertuscht worden wäre, geht sich heute juristisch und gesellschaftlich nicht mehr aus – weder in Hollywood noch in Wien.