LOVE MACHINE 2

Einst hatte der einfühlsame Callboy Georgy (Thomas Stipsits) in "Love Machine" sein Happy End mit der Fahrschullehrerin Jadwiga (Claudia Kottal) gefunden. Doch da man einen der erfolgreichsten österreichischen Filme des Jahres 2019 nicht einfach so auf sich beruhen lässt, gibt es jetzt die Fortsetzung. Nachdem Jadwiga ihn rausschmeißt, geht es für Georgy erst einmal für zwei Jahre in einen buddhistischen Tempel in Asien. Blöd nur, dass er niemanden was davon erzählt hat. Als er nach zwei Jahren wieder in Wien landet, muss er nicht nur die Wut seiner Schwester Gitti (Julia Edtmeier) und Jadwigas über sich ergehen lassen. Er stellt auch fest, dass er inzwischen Papa geworden ist. Waldemar heißt der junge Bursch, und für ihn will Georgy nun alles umkrempeln. Doch gerade jetzt braucht seine inzwischen selbstständige Schwester dringend ein paar neue Callboys für ihren "Wellness"-Tempel. Wie "Love Machine" erfindet auch die Fortsetzung das Blatt nicht neu und wandelt entlang allbekannter Klischees und Vorhersehbarkeiten. Ob die Mär vom kindlichen Mann, der dank einer ewig alles verzeihenden Frau erwachsen wird, noch funktioniert, muss jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden. Begeistern kann auf jeden Fall der stets gut aufgelegte Cast.
Bewertung: ***

DIE MAGNETISCHEN

Im Frankreich der 80er-Jahre betreibt der ruhige Philippe (Thimotée Robert) gemeinsam mit seinem draufgängerischen Bruder Jerôme (Joseph Olivennes) einen Piratensender. Eines Tages zieht die Friseurin Marianne (Marie Colomb) mit ihrer Tochter in das verschlafene Nest und beide Brüder sind sofort hin und weg. Doch bevor Philippe ihr seine Liebe gestehen kann, wird er in die Armee eingezogen und in Westberlin stationiert. Der öde Alltag der Wache verfliegt alsbald, als er die Möglichkeit bekommt, bei einem britischen Radiosender als DJ zu arbeiten. Mit seinem Talent für Sounddesign und Rhythmus wird er bald zum gefeierten Star. Doch als er wieder nach Hause kommt, ist plötzlich alles anders als zuvor. Man mag gar nicht glauben, dass diese stimmige Coming-of-Age-Zeitkapsel gerade einmal ein Debütfilm ist. Vincent Maël Cardona gelingt es, ohne Schnörkel und Überzeichnung den Übertritt zwischen jugendlicher Sorglosigkeit und Weltschmerz einzufangen, sowie ein faszinierendes Jahrzehnt des Umbruchs ohne notwendigen Kitsch zu rekonstruieren.
Bewertung: ****

MONA LISA

Nach einem Vampir-Western und einer Kannibalen-Apokalypse meldet sich Ana Lily Amirpour mit einem nicht minder originellen Beitrag zurück. "Burning"-Shooting-Star Jeon Jong-seo spielt die titelgebende Mona Lisa, eine gebürtige Koreanerin, der mittels übersinnlicher Fähigkeiten der Ausbruch aus der Irrenanstalt gelingt. Eine Stripperin (Kate Hudson: glaubhafte Darbietung) wird auf sie aufmerksam und bietet ihr Unterschlupf an. Diese versucht jedoch eigene Vorteile aus den mysteriösen Kräften der jungen Frau zu ziehen, sehr zum Unbehagen ihres Sohnes (Evan Whitten). In ihrer dritten Regiearbeit verrührt die persischstämmige Amerikanerin Horror-, Comedy- und Mystery-Elemente zu einem fantasievollen Genre-Cocktail. Eine vertraut klingende Außenseitergeschichte erstrahlt im grellen Neon-Look der verruchten Straßen von New Orleans.
Bewertung: ***

VERSCHWINDEN/IZGINJANJE

Ein Film, der durch seine leise Tiefgründigkeit besticht: "Verschwinden/Izginjanje" von Andrina Mračnikar dokumentiert den Kampf um Gleichberechtigung der Kärntner Sloweninnen und Slowenen. In intimen Gesprächen mit ihrer Familie thematisiert die Regisseurin ihre zweisprachige Geschichte, die Deportationen im Zweiten Weltkrieg sowie den Widerstand gegen die Nazis. Und das Leben der slowenischen Minderheit im Schatten danach. Denn die Anfeindungen hören nicht auf. Was bleibt, ist der Widerstand als Selbstbehauptung, den Mračnikar eindrücklich einfängt. Hochemotional, ohne pathetisch zu sein. Und unheimlich bedeutsam, wenn man bedenkt, dass das Ringen um Anerkennung bis heute andauert.
Bewertung: ****