Ein kleines Postskriptum zum Tag des Jahres, dem Vatertag: Es gibt viele Arten, ein schlechter Vater zu sein. Vom Haustyrannen über den „biologischen Erzeuger“ (der seine vielfältige Verantwortung „schwänzt“) bis zum fatalen Modell der Übervorsorge à la Rigoletto (big father ist watching you!) münden gar manche Wege in Tragödien und Katastrophen.

Eigentlich erstaunlich, dass es unter solchen inferioren Umständen, also angesichts so vieler unfähiger, missratener oder abwesender Väter überhaupt zu einem Vatertag kommen konnte: Aber die Wirtschaft kennt eben keinen Genierer! In Deutschland „feiert“ man den Vatertag seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, dort vermutlich eine Erfindung von Berliner Brauereien zur Umsatzsteigerung. In Österreich begeht man ihn seit dem Jahr 1955. Wenigstens keine Nazierfindung! Und er wird – der Vatermisere zum Trotz – angeblich immer bedeutender: Mit 108 Millionen Euro macht das Vatertagsgeschäft schon fast zwei Drittel des Muttertagsgeschäfts aus! Der Kampf der Geschlechter endet nie!
Zu Lebzeiten eines Thomas Mann oder Sigmund Freud gab es also noch keinen Vatertag.

Nichtsdestotrotz ist die tiefe Liebe, geradezu Anhimmelung zwischen ihnen und ihren Kindern und insbesondere Töchtern – hier Erika, da Anna – verbürgt. Da konnten Mutter „Miehlein“ (Katia) und Martha nicht mithalten. Oft schlenderten Sigmund und Anna in der schönen Jahreszeit analyseerschöpft von der Berggasse in den „Ersten“, und Papa lud sein Mädchen beim Landtmann auf ein Schleckeis ein. Man plauderte über dies und das, zum Beispiel über Arthur Schnitzler und seine Lily, dieses verrückte Huhn – oder über Amerika, das Freud nicht gar so mochte – nur Kommerz und Trivialkultur – und er sagte Anna: Falls es einmal zu einem Vatertag kommen sollte, für mich bitte auf gar keinen Fall Cheese-Cakes! Wir haben unsere eigenen Mehlspeisen – und viel bessere! Bitte Maroni-Blüten, Anna! Wo es Maroni-Blüten gibt, da ist Österreich!
Leider haben die Österreicher Vater und Tochter aus Österreich verscheucht. Deswegen spielen meine Tochter und ich diese Szene jedes Jahr zum Vatertag nach … Und heuer habe ich, als wir durch die „Mahü“ (= Mariahilfer Straße) schlenderten, sogar Maroni-Eis bekommen.