Verheißungsvoll schon der Beginn: Launig stellte der weltweit renommierte Pianist und Dirigent vorweg die Frage, weshalb heute alle Flügel "schwarz wie Särge" sein müssen. Und verwies dabei auf den wunderbar gelungenen, im originalen Holzbraunton gehaltenen Nachbau eines Conrad-Graf-Hammerflügels aus der Zeit Beethovens. Alsbald hatte auch der an den üblichen "Sargton" gewohnte Zuhörer die Zeitkurve gekratzt und konnte sich in den Klavierkonzerten Nr. 2 und Nr.1 von Ludwig van Beethoven nicht satt hören am Reichtum der warm verhaltenen Klangbilder und -nuancen.

Der 69-jährige ungarische Pianist exekutierte sie partiturgetreu. Obendrein erklangen die kaum geläufigen Originalkadenzen. Aus der von musikalischer Fantasie gespeisten Vorstellung, Tempo und formale Spannung zu vereinheitlichen, ergab sich zusammen mit dem aus London angereisten "Orchestra of the Age of Enlightenment" eine ganz wunderbare, ja unbeschreibbare Symbiose, in der der alerte, mit harten Schlägeln arbeitende Pauker Adrian Bending keinen geringen Anteil hatte. Wobei sich das außergewöhnliche, auf Originalinstrumenten spielende Orchester mit dem sanfteren Klavierklang ideal mischte.

Joseph Haydns "erste" Londoner Symphonie (in Wahrheit war's ja zeitlich die zweite) Nr. 93 in D-Dur war absichtsvoll zwischen die beiden Solokonzerte platziert – legte Haydn in Sachen musikalischer Humor doch so manchen Grundstein für den fast vier Jahrzehnte jüngeren Beethoven. Kein Enthalten gab's im jubelnden Zuspruch für einen, der partout nicht wissen wollte, warum gerade er in London geadelt wurde. Das enthusiasmierte Musikvereinspublikum im Stefaniensaal hingegen wußte es sehr wohl. Und dies nicht nur seit neuerdings.