„Ich erinnere mich an alles. An das Licht. Die Angst. Die Schreie. Die Schläge.“ So beginnt die Geschichte des aus Tunesien stammenden jüdischen Fliegengewichtsboxers Victor Young Perez. Eine Geschichte, die im Boxverein Tunis einen jungen, hoffnungsvollen Menschen zeigt, der die Welt noch vor sich hatte. Dem von den Nationalsozialisten alles genommen wurde und dessen Weg 1943 ins Konzentrationslager Auschwitz-Monowitz führte, wo er in Schaukämpfen die Lager-Soldaten unterhalten musste. Die gerade eben auf Deutsch erschienene Graphic Novel „Young. Tunis 1911 – Auschwitz 1945“ erzählt die Geschichte des Box-Weltmeisters Victor Perez in monochromen Zeichnungen. Das einzige Manko dieser Album-Ausgabe ist der fehlende redaktionelle Teil, der bei den historischen Comics von Bahoe Books sonst üblich ist. Die Franzosen Eddy Vaccaro und Aurélien Ducoudray (für Bahoe Books von Karolina Heidinger aus dem Französischen übersetzt) haben in der Graphic Novel den Topos der jüdischen Boxer in Auschwitz aufgenommen. Es ist eine Geschichte, die viele grausame Schicksale kennt: Die des Griechen Salamo Arouch (1923 bis 2009), die des italienischen Boxers Leone Efrati (1944 in Auschwitz ermordet) oder die Geschichte des Polen Harry Haft (1925 bis 2007). Sie alle boxten in Auschwitz: Siegen, um zu überleben, hieß die Devise. Viele der Verlierer wurden entweder nach ihrem Kampf erschossen oder in den Gaskammern getötet. Die Graphic Novel „Young“ ist nicht die erste Verarbeitung des Stoffes jüdischer Boxer in Auschwitz: Beispielhaft sei das bei Carlsen erschienene Album „Der Boxer“ von Comic-Künstler Reinhard Kleist erwähnt, der die Geschichte von Harry Haft erzählt oder der Film „Triumph des Geistes“ mit  Willem Defoe in der Hauptrolle als Salamo Arouch. Auch Perez Leben wurde schon verfilmt: in dem französichen Film „Der Boxer von Auschwitz“.