Herr Simonischek, heute begehen Sie Ihren 75er. Was überwiegt, Freude oder Wehmut?
PETER SIMONISCHEK: Beides!! Freude, dass es so gelaufen ist, privat und beruflich. Wehmut, dass die Leihgabe, das Leben, in absehbarer Zeit wieder eingefordert wird.

Wenn Sie es sich aussuchen könnten, wie alt wären Sie gerne wieder?
Am besten dann noch einmal ganz von vorne.

Aus Ihrer Erfahrung: Gibt es die sprichwörtlichen „Freuden des Alters“ und worin bestehen diese?
Sitzen und gucken, wie der Tenor Giuseppe di Stefano sagte.

Künstler haben das Privileg, nicht wirklich in den Ruhestand gehen zu müssen. Woran arbeiten Sie gerade?
Nicht zu müssen, aber zu dürfen. Ich arbeite, wie immer, an einem lebenswerten Leben.

Mit „Toni Erdmann“ waren Sie im Jahr 2017 ganz in der Nähe eines Oscars. Welche Ihrer zahlreichen Ehrungen hat Sie am meisten gefreut?
Die Ehrenmitgliedschaft des Burgtheaters, der Europäische Filmpreis für den besten europäischen Schauspieler und der Ehrenbürger meiner Heimatgemeinde Markt Hartmannsdorf.

Mit Brigitte Karner, mit der er seit 1989 verheiratet ist und zwei Söhne hat. Aus erster Ehe stammt Sohn Max, ebenfalls Schauspieler.
Mit Brigitte Karner, mit der er seit 1989 verheiratet ist und zwei Söhne hat. Aus erster Ehe stammt Sohn Max, ebenfalls Schauspieler. © APA/HERBERT NEUBAUER

Und welche Ihrer Träume haben sich nicht erfüllt?
Ich wollte Drachenfliegen, hab’s aber nie versucht.

Sie haben am Theater in fast allen klassischen Rollen brilliert. Gibt es eine, die Sie immer wieder gerne spielen würden?
Den Ivan in „Kunst“ von Yasmina Reza hätte ich gerne nach 452 Aufführungen weitergespielt. Und überhaupt habe ich zu selten Komödien gespielt. Ich hole das nach, als „Frosch“ in der Fledermaus.

Und umgekehrt gefragt: Gibt es eine Traumrolle, an die Sie nie gelangt sind?
Ich bedaure, nie den Hamlet gespielt zu haben.

Sie stammen aus Markt Hartmannsdorf, haben Häuser in der Oststeiermark und Griechenland, eine Adresse in Berlin und wohnen in Wien. Wie definieren Sie den Begriff Heimat?
Letztlich ist das Theater meine Heimat geworden.

Erst die Hälfte der Österreicher haben sich einer Corona-Impfung unterzogen, was halten Sie davon?
Die Impfkampagne war schlecht kommuniziert. Man kann in einer Demokratie nicht alle Menschen mit denselben Argumenten erreichen. Solidarität, gesellschaftliche Verantwortung und Vernunft sind nicht gleich verteilt. Mein Vorschlag: An alle Haushalte Gutscheine für ein Gulasch und ein Bier! Einzulösen nach erfolgter Impfung. Nach der ersten das Gulasch, nach der zweiten das Bier. Wahlweise alkoholfrei! Hat sich schon beim Blutspenden bewährt. Zielgruppe 2: eine Öko-Schluckimpfung aus Heilkräutern, Herbarium Habertizel in Ilz.

Wenn man älter wird, verstärken sich Prioritäten. Gibt es etwas, das Sie in Ihrem Leben unbedingt noch tun möchten?
Mit dem Fahrrad nach Eilat fahren und noch einmal mit meinen drei Söhnen im Roten Meer tauchen.

Wie werden Sie heute feiern?
Das weiß ich noch nicht. Meine Frau hat das geheim organisiert.