Quer durch die deutschsprachigen Lande treibt es derzeit den „ostfriesischen Götterboten“ Otto Waalkes. Nach längerer Zeit ist er wieder einmal für einen Spielfilm unterwegs. „Catweazle“ ist seit einigen Tagen in unseren Kinos zu sehen. Darin mimt Otto einen kauzigen Magier, der versehentlich aus dem elften Jahrhundert in die Gegenwart katapultiert wird.

Mitten im Corona-Trubel einen Film zu drehen, der noch dazu lustig sein sollte. Sicher kein einfaches Unternehmen?
Sie sagen es. Wir hatten in einem Hamburger Keller begonnen, plötzlich standen zwei Polizisten vor der Tür und erklärten: „Das dürfen Sie nicht! Wegen Corona!“ Was folgte, war eine dreimonatige Zwangspause. Erst dann ließ man uns wieder. Wir wurden in drei Gruppen aufgeteilt, in verschiedenen Farben, und wir haben getestet, getestet, getestet. Gott sei Dank kam es zu keinen Ansteckungen oder Unfällen. 42 Tage lebten wir wie in einer Blase und kamen uns nicht wie Schauspieler vor, sondern wie Hygienebeauftragte.

Woher kommt der Stoff für diesen Film?
Das war eine alte britische Serie, die ich vor 40 Jahren selbst gesehen hatte. Anfangs habe ich gezögert, aber dann zeigte mir mein Regisseur und Co-Autor Sven Unterwaldt ein Foto aus der Serie, auf dem Catweazle in einer Badewanne sitzt, und sagte: „Das bist doch du!“ Die Ähnlichkeit war tatsächlich erstaunlich. Also flogen wir mehrmals nach London, um die Rechte zu klären. Die Briten waren ganz verwundert: Ein deutscher Komiker als britischer Kinoheld! Aber letztendlich hat ihnen die Idee gefallen und auch die Queen war, wie ich gehört habe, very amused.

Catweazle wäre jetzt über 1000 Jahre alt. Sie feiern am 22. Juli auch Geburtstag, und zwar Nummer 73. Gegen Catweazle sind Sie also ein blutjunger Burschi?
Und ich finde mein Alter o.k. Der Reifeprozess gefällt mir ganz gut, und er bringt auch eine gewisse Weisheit mit sich. Ist ja Zeit, dass ich endlich erwachsen werde. Die Arbeit macht nach wie vor Spaß. Jetzt arbeite ich zum Beispiel an einer Weihnachtsshow für die deutsche ARD, die den Titel „Otto fröhliche…“ trägt.

An Pension haben Sie demnach noch nie gedacht?
Gibt es dafür Geld? Ja?! Gute Idee, danke für den Hinweis.

   Erinnern Sie sich noch, wann Sie erstmals Menschen zum Lachen gebracht haben?
 Das war in der Kirche. Ich habe das Gedicht „Der kleine Held“ vorgetragen und dafür starken Applaus bekommen. Ich kann’s noch jetzt auswendig (sagt es auf). Als Gage hätte ich gerne das Geld aus dem Klingelbeutel gehabt, aber das haben sie mir nicht gegeben.

In den frühen Siebzigern waren Sie Mitglied der Hamburger Künstler-Wohngemeinschaft, zu der auch Udo Lindenberg und Marius Müller-Westernhagen gehörten. Sie sind noch heute gute Freunde. Marius sagte einmal: „Otto ist immer bei sich geblieben und hat sich im positiven Sinne nie verändert. Er behielt seine Werte. Das sieht man selten in diesem Geschäft!“ Wie gefällt Ihnen das?
Eine schöne Aussage vom Mario. Kann ich nur zurückgeben. Wir haben ja auch viel gemeinsam musiziert.

Damals waren Sie an der Hamburger Hochschule für Bildende Künste als Student der Malerei abgelehnt worden. Hätte aus Otto ein berühmter Maler werden können?
Inzwischen gab es ja bereits Ausstellungen meiner Malereien. Für Wien zum Beispiel bin ich auch im Gespräch.

Immerhin haben Sie schon sehr früh eine legendäre gezeichnete Figur erfunden. Den Ottifanten. Wie entstand der?
Als misslungenes Selbstporträt.

   Zum Geburtstag widerfährt Ihnen jetzt eine besondere Ehre. Die australische Fimra Perth Mint bingt eine Münzserie der Ottifanten in Silber und Gold heraus. Auf der goldenen ist auch ein Krügerrand eingebaut. Kostet knapp über 200 Euro?
Ist deshalb so teuer, weil es sich nicht um einen Mike Krüger Rand handelt, sondern um einen wirklichen…

   Haben Sie sich je vor einer Rolle gefürchtet?
 Ja, jetzt vor Catweazle. Weil ich eine richtige Rolle spielen musste. Ich bin ja kein Schauspieler, nur der Otto. Glaubwürdig und gut sollte ich sein, dazu gehört große Überzeugungskraft. Am meisten habe ich von den Kinderdarstellern gelernt, weil sie so natürlich und echt waren.

Über wen haben Sie selbst in Kino, Film oder Fernsehen am meisten lachen können?
Zum Beispiel über Robin Williams, Helge Schneider sowie euren Helmut Qualtinger und Konsorten.

Und weinen?
Auch über Robin Williams, in „Mrs. Doubtfire“. Hinreißend , wie er den Trennungsschmerz gespielt hat. Das erinnert mich an meine erste Scheidung. Die war auch mit viel Trauer und Leid verbunden. Geweint und gefürchtet habe ich mich auch bei „Bambi“, als die Mutter starb.

Inzwischen wurden Sie ja zum zweiten Mal geschieden. Würden Sie noch einmal heuiraten?
Natürlich. Man sagt ja: aller guten Dinge sind drei. Das Problem ist nur: es gehören zwei dazu.

Über Komiker berichtet man oft, dass sie privat oft sehr ernst, scheu oder gar depressiv sind. Gilt das auch für Sie?
Lange Berufserfahrung kann einen natürlich sehr depressiv machen. Aber noch, glaube ich, halte ich es lange aus, bevor ich Depressionen bekomme. Im  Moment kann ich also leider noch nicht damit dienen.

Zu Ihren Markenzeichen gehören nicht nur die Ottifanten, sondern auch der markante Otto-Jodler „Jodel-Di-Ho“. Somit wurden Sie zum ersten ostfriesischen Jodler. Wie kam das?
Durch meine vielen Besuche in Österreich. Ich kam ja oft ins Hochgebirge zum skifahren. Etwa nach Obergurgl, Hochgurgl, Zürs und Lech. Da hieß es immer: „Holeidi, der Otti kommt!“ Auf diese Art habe ich jodeln gelernt.

   Auch mit österreichischen Damen haben Sie sich Gerüchten nach immer sehr gut verstanden, zum Beispiel mit einer Nichte des legendären Bundeskanzlers Dr. Bruno Kreisky. Erinnern Sie sich noch an sie?
Wichtiger ist, dass sie sich an mich erinnert. Ich hab’ mir jedenfalls alles gemerkt. Das war ein Mädchen, an das ich gerne zurückdenke.

   Sie haben unlängst in einer deutschen Zeitung geklagt, dass Sie wegen Corona die vielen Umarmungen vermissten. Hat sich das gebessert?
 Langsam. Die meisten haben ja noch so viele Einstichstellen von den Impfungen, die weh tun.

Oft wird folgende Frage gestellt: Eine gute Fee, oder vielleicht auch der alte Catweazle, kommt und schickt Sie auf eine einsame Insel. Keine ostfriesische, sondern Karibik oder Südsee. Sie dürfen drei Dinge mitnehmen. Welche würden Sie auswählen?
Eine Gitarre, Malerwerkzeug und eine vollgetankte Motoryacht zum Abhauen. Ich habe mir schon überlegt, zu sagen: Angelina Jolie. Aber die hat mir zu viele Kinder.