Komponist und Arrangeur Christian Muthspiel ist 2019 mit seinem Orjazztra Vienna ein beachtliches Wagnis eingegangen. In Zeiten wie diesen eine 18-köpfige Bigband zu gründen und auch in der Corona-Pandemie zusammenzuhalten, ist eine Herkules-Aufgabe. Selbst jahrelang im längst aufgelösten Vienna Art Orchestra tätig, weiß er, worauf es ankommt: wie man Dynamik und Kontraste steuert, Instrumentengruppen geschickt zusammen spannt und Solistinnen und Solisten den roten (Klang-)Teppich ausrollt. Eine Kunst ist dabei, sie nie so richtig von der Leine zu lassen. Die andere, Transparenz und Durchhörbarkeit zu schaffen: vom heiklen akustischen Bass ganz hinten bis zu den Klarinetten vorne. Ein Lob gebührt hier auch der hervorragenden Tontechnik.

Muthspiel hat gut daran getan, ganz junge, hochtalentierte Musikerinnen und Musiker zu versammeln, von denen etliche schon ihre eigenen kleineren Projekte verfolgen. Dieses vielstimmige Ensemble ist auf einem guten, nein einem sehr guten Weg. Bis zu den Qualitäten eines Maria Schneider Orchestra braucht es noch ein Stück. Wie auf deren letztem Konzept-Album „Data Lords“ Solisten wie der Akkordeonist Gary Versace fast telepathisch die Intentionen der Orchesterleiterin umsetzen ist Maßstab.

Christian Muthspiel
Christian Muthspiel © Neumüller/CS

Aber auch Muthspiel kann es: Sein exzentrisches Mienenspiel ähnelt dem des verstorbenen Dirigenten Nikolaus Harnoncourt. Er führt die Zügel straff und erlaubt in seinem Orjazztra bis auf einen E-Bass nur elektronikfreie Instrumente. Es wäre unfair, einzelne Musiker aus dem hervorragenden „Kollektiv“ hervorzuheben. Aber mit Saxophonist Robert Unterköfler ist auch ein Kärntner dabei