„Wenn die Kunst am Boden liegt, hat uns die Politik besiegt“: Solche topaktuelle wie auch weitere Anspielungen auf die Politik (Chataffäre) und auf die heutige oberflächliche Handy-Jugend geben der Höllenknecht Ruprecht und Rupert, der Engel außer Dienst, zum Finale von sich. Denn Alexander Kuchinka hat der Operetten-Rarität (UA 1878 in Wien)  „Der Teufel auf Erden“ von Franz von Suppè eine textliche Neufassung verpasst, den ursprünglich aktuell-zeitkritischen Ansatz pointiert ins Heute übertragen und mit teils deftigen Sprüchen garniert.  Es darf gelacht werden und alle kriegen ihr Fett ab: Weder die Politik (Donald Trump, der vergeblich in die Hölle Einlass begehrt) noch die Kirche (Missbrauch) bleiben verschont.

Eigentlich sollte die Premiere dieser Operette im Geiste Offenbachs an der Wiener Volksoper ja schon im Dezember 2020 stattfinden, allein die Pandemie verlangte mehrere Verschiebungen.  Aber jetzt fand die sehnlichst erwartete Öffnung nach mehreren Monaten des Kultur-Lockdowns dieser Koproduktion mit dem Theater Chemnitz statt.

Nur, gewisse Stücke sind nicht umsonst in der Versenkung verschwunden, denn die Handlung ist nett aber harmlos und der Musik fehlen zündende Stücke, geschweige denn Ohrwürmer. Trotzdem hat man das Beste daraus gemacht: Denn Jakob Brenner hat eine revidierte musikalische Fassung erstellt, die vom Orchester der Wiener Volksoper unter dem Operetten-Spezialisten Alfred Eschwé mit Verve und Spielfreude musiziert wird.

Aus dem großen Ensemble ragen Hausherr Robert Meyer als Höllenknecht Ruprecht mit teuflischer Präsenz und einem dreiköpfigen Mops im Schlepptau sowie Christan Graf als Ex-Engel Rupert, beide mit köstlichen Schmähs heraus. Sie reisen durch Orte und Jahrhunderte sich gegenseitig helfend und über Gott aber auch den Teufel lästernd, um nach dem entflohenen Höllenchef zu fahnden. Dieser wird von Marco Di Sapia sprachwendig und in zahlreiche Personen schlüpfend gespielt. Alle anderen Protagonisten reüssieren in mehreren Rollen: Etwa Theresa Dax und Johanna Arrouas gefallen mit schönen, leichten Stimmen, wie auch David Sitka und Carsten Süss mit viel Schmelz. Gut auch der mit Masken singende Chor.

Furchterregend ist es schon dieses riesige, rote, die Bühne einrahmende Höllenmaul. Dazu zeigen gemalte Hängekulissen die Spielorte wie Hölle, Nonnenkloster, Kadettenanstalt, Tanzschule und Opernhaus. Ausstatter und Regisseur Hinrich Horstkotte hat darin tempo- und witzreich, inszeniert, wobei einiges doch zu sehr ins Klamaukhafte abgleitet.

Viel Applaus!