Zurück an der Spitze der Hitparade, sowohl in Deutschland als auch in Österreich. Mit einem Album, auf dem es auch eine neue Fassung von „Jenseits von Eden“ gibt. Schließt sich nun der Kreis?
NINO DE ANGELO: Ich nenne es gerne eine göttliche Fügung. Ich habe meinen neuen Produzenten an einem Punkt kennengelernt, wo ich eigentlich gar kein Album mehr aufnehmen wollte. Ich sah meine Karriere als fast beendet an. Nachdem die letzte CD, „Liebe für immer“ 2017, die ich mit Songs wie "Angel" richtig toll fand und für die ich mir sehr viel Mühe gegeben habe, so was von untergegangen ist. Im Kopf hatte ich ein Swing-Album oder die Neuaufnahme von Welthits, jedenfalls keine Schlager mehr. Jetzt muss es mich damit nach Corona noch einmal live geben, das muss und wird krachen! Mit den Nummern dieses Albums, dazu alte Songs im neuen Gewand oder unplugged.

Also haben Sie sich nun quasi neu erfunden?
Kann man so sagen. Mit Chris Harms als Produzenten, der aus der Dark-Metal-Ecke kommt und mit "Lord of the Lost" selbst eine erfolgreiche Rockband hat. Ich kann ja mit meiner Stimme wirklich viel anstellen – aber mit Schlager war es für mich einfach vorbei. Harms wollte von dem weggehen, was ich bisher gemacht habe.


Wären Sie noch ein junger Musiker, der von einer Karriere träumt: Würden Sie an einer Castingshow wie DSDS teilnehmen?
Ja, das glaube ich schon – und ich würde mit meiner Stimme auch gewinnen.

War der Eurovision Song Contest rückblickend eine Enttäuschung? Als Favorit nur Platz 14 mit „Flieger“ ...
Unten oder oben – alles ist Erfahrung! Thomas Forstner hat mit „Nur ein Lied“ den fünften Platz für euch in jenem Jahr gemacht. Darüber schreibe ich auch in meinem Buch, das noch im März erscheint. Bis zur Anreise in Lausanne wusste ich gar nicht, dass Dieter Bohlen auch für Österreich den Beitrag geschrieben und produziert hat. Und in Lausanne war er nur mit der österreichischen Delegation zusammen, hat sich bei den Proben überhaupt nicht um mich gekümmert. Wir bekamen uns in die Haare, er ließ mich links liegen, das hat mich nervös gemacht – und der Auftritt war dann sicher zu verkrampft.

Ein Lied für Lausanne: Nino nach dem Triumph beim deutschen Vorentscheid mit Dieter Bohlen (der damals noch rauchte) im Jahr 1989
Ein Lied für Lausanne: Nino nach dem Triumph beim deutschen Vorentscheid mit Dieter Bohlen (der damals noch rauchte) im Jahr 1989 © imago images/Lindenthaler
Als alles mit "Ich sterbe nicht nochmal", "Engel und Teufel, Luisa" und "Jenseits von Eden" Anfang der 80er-Jahre begann
Als alles mit "Ich sterbe nicht nochmal", "Engel und Teufel, Luisa" und "Jenseits von Eden" Anfang der 80er-Jahre begann © IMAGO

Damit war die Zusammenarbeit erledigt?
Na ja, Dieter rief mich letztes Jahr an, um mich in die Jury von DSDS zu holen. Ich habe auch gern zugesagt. Als eigentlich alles ausgemacht und fix war, hat sich RTL für Michael Wendler entschieden, der jungen Talenten ja gar nichts mitgeben kann. Ich könnte ihnen zeigen, worauf es ankommt, jeden Titel vorsingen, von allen Höhen und Tiefen erzählen, aber vielleicht ist das in diesem Ausmaß gar nicht so gewünscht. Egal: Es war ohnehin ein Eigentor, RTL hat die Strafe dafür bekommen – und beißt sich wohl noch immer in den A . . .

Bohlen ist bald Geschichte bei RTL. Bei Ihnen titelte die „Bild“-Zeitung: „Ich habe nur noch fünf Jahre“ – aufgrund Ihrer Lungenerkrankung COPD.
Ich fühle mich wohl, muss mich durch COPD aber natürlich einschränken. Wir kennen doch die „Bild“ – die würde sogar schreiben: „Wir sprachen mit dem Toten!“ Ich habe im Interview gesagt: „Ich bin froh, wenn ich in fünf Jahren noch lebe.“ Das ist ein Unterschied. Und ich habe schon andere Krankheiten überlebt. Ich rauche, ich trinke, ich lebe!

Das war "Flieger" beim Grand Prix (ESC) in Lausanne: