"Und wer nicht zu verhungern braucht, der braucht sich auch vor nichts zu fürchten." Der kleine Tiger, ein Geschöpf von unendlicher Ruhe und Liebenswürdigkeit, und der kleine Bär, ein begnadeter Pilze-Finder, variieren diesen Satz entlang ihrer Suche nach Panama. Eine angeschwemmte Bananenkiste, die kurzerhand als Wegweiser dient, steht am Beginn ihrer berühmten Reise: "Oh, wie schön ist Panama." Diese Geschichte machte den deutschen Schriftsteller und Zeichner Janosch 1978 mit einem Schlag berühmt. Tiger und sein Nachziehtier Tigerente, der kleine Bär oder Günter Kastenfrosch gehören heute zum liebenswerten Allgemeingut.

Janosch, am 11. März 1931 im damals oberschlesischen Hindenburg geboren (heute Polen), ist sein Alter Ego. Als Horst Eckert erlebte er eine traumatische Kindheit, die ihn einen ausgeprägten "angstfreien Überlebenswillen" entwickeln ließ. Er erlebte gewalttätige, alkoholkranke und strafende Eltern. Und während des Zweiten Weltkrieges kam er in die Hitlerjugend, die er als "Quälerei" in Erinnerung behielt.

Dieser Lebensweg bleibt wohl der ewige Subtext seiner Geschichten: Als er sich Janosch nennt und 1960 "Die Geschichte von Valek dem Pferd" veröffentlicht ist das ein erster Schritt, der Durchbruch kam erst mit Tiger, Bär und Tigerente. Die Vermarktung mit Häferln und Plüschtieren läuft als Lizenzgeschäft bei der Janosch Film & Medien AG äußerst gut. Generationen lasen "Wie der Tiger zählen lernt" oder "Post für den Tiger". Seine eindringliche und einfache Sprache hat etwas Konfuzianisches: "Das brauchst du dringend nötig", sagte der kleine Bär, "denn wer nicht zählen kann, der geht im Leben unter." Janosch lautmalte, ersann sich Maja Papaya "mit dem blauen Zopf" und zeigte, dass Glück nichts weiter brauchte als: "2 Pilze in Butter gewendet mit Petersilchen und ein wenig Pfeffersalz."

Janosch ist neben Autoren und Autorinnen wie Helme Heine oder Mira Lobe einer der größten Bilderbuchautoren deutscher Sprache: Ein genialer Texter und Zeichner in einer Person, der aber auch Romane wie "Polski Blues" schrieb. Was Janosch anders macht, ist sein Alternativtext. Wenn der erschöpfte Kater Mikesch im Bett von Tante Gans liegt (die Unterhose lugt unterm Bett hervor), ein Fuchs mit der toten Gans unterm Arm einen Brief empfängt oder die Figuren immer wieder ein Joker-Grinsen aufsetzen. Im Hintergrund von Janoschs Bilderwelt spielt sich ein zweites Leben ab, das Tiger und Bär in ihrer Zweisamkeit nicht berührt. Sie leben ihr Panama, den Ort ihrer Träume. Janosch lebt heute auf Teneriffa und liegt in seiner Hängematte. Gesundheitlich ist der mehrfach Ausgezeichnete in schlechter Verfassung. Alles Gute Janosch, wenn man einmal 90 ist, braucht man sich vor nichts mehr zu fürchten.

Janosch wird am 11. März 90 Jahre alt - der Autor lebt heute in Teneriffa
Janosch wird am 11. März 90 Jahre alt - der Autor lebt heute in Teneriffa © Janosch film & medien AG, Berlin.
Herr Wondrak - seit 2013 zeichnete Janosch die Kolumne für die "Zeit"
Herr Wondrak - seit 2013 zeichnete Janosch die Kolumne für die "Zeit" © (c) Copyright (C) reserved