
Die Weltöffentlichkeit war verzaubert und gerührt, als Amanda Gorman bei der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten ihr emotionsgeladenes Gedicht „The Hill We Climb“ vortrug. Doch in den Niederungen des literarischen Alltags ist das Leben von Lyrikern – auch jenes der „jungen Garde“ – kein Gedicht, sondern ein harter Kampf. Ein Befund, den auch die beiden Autoren Christoph Szalay und Robert Prosser in einem Schwerpunkt zum Thema „Junge österreichische Gegenwartslyrik“ in der Literaturzeitschrift „Lichtungen“ getroffen haben. In ihrem „Versuch einer Verortung“ schreiben sie, dass es zwar eine Vielzahl von Publikationen und Autor*innen gäbe, es jedoch an Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit mangeln würde. Es fehle – im Gegensatz zu Deutschland etwa, wo bereits von einem „Comeback der Lyrik“ die Rede sei – in Österreich eine „fundierte und regelmäßige Auseinandersetzung mit Gedichten auf einer breiten Basis“.