Ich vermisse den Besuch von Theatervorstellungen, Konzerten und Museen sehr. In Bleiburg habe ich heuer zum Beispiel die Deix-Ausstellung sehr genossen. Auch wenn ich in Wien bin, gehört ein Museumsbesuch fast immer dazu. Derzeit begnüge ich mich mit dem Hören von Musik in den eigenen vier Wänden und dem Angebot des Senders Österreich III. Besonders die dort gezeigten historischen Dokumentationen sind für mich ein kleiner Ersatz für Ausstellungen. Dass so viele Kulturschaffende mit Streaming-Angeboten aus der Not eine Tugend gemacht haben, finde ich großartig. Dennoch kann das für mich nicht die besondere Atmosphäre eines Konzerts oder Theaters ersetzen.

Marianne Luschin aus Klagenfurt,
Juristin

„Streaming ist kein Ersatz“
„Streaming ist kein Ersatz“ © kk

„Andere Klangerlebnisse“

Ich bin ein Musikmensch. Mir geht das gemeinschaftliche Hören in einem Raum ab, die Resonanz des Publikums, das Lachen, sogar das Husten, das mich sonst oft ärgert (lacht selber). Klangerlebnisse in leeren Sälen und vor dem Fernseher sind ja etwas ganz anderes – siehe Neujahrskonzert. Kultursendungen im TV oder via Streams nutze ich sonst kaum. Dafür genoss ich Live-Ereignisse, die unter Corona-Auflagen möglich waren, etwa im Juli bei der styriarte oder im Oktober in der Volksoper Wien bei der „Zauberflöte“, wo alles bestens organisiert war. Bald bin ich wieder in der Volksoper, am 30. Jänner gibt man dort – hoffentlich! – „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms, choreographiert vom neuen Ballettchef Martin Schläpfer.

Astrid Polz-Watzenig aus Graz, Psychotherapeutin

„Es ging von 100 auf null“

Ich war vor dem Lockdown sehr viel auf Konzerten, mindestens zweimal die Woche. Durch Corona ist das schlagartig von 100 auf null gegangen, mein gesamter musikalischer Konsum ist mir völlig weggebrochen – und das ohne Aussicht auf eine Rückkehr. Alternativen gibt es nicht, das Liveerlebnis lässt sich nicht kompensieren. Sogar mein Hörverhalten hat sich verändert. Wenn ich im Clubbetrieb und im elektronischen Musikbereich unterwegs war, habe ich auch privat viel elektronische Musik gehört, um die neuesten Tracks zu kennen. Damit habe ich völlig aufgehört, ich höre im Moment überhaupt keine elektronische Musik mehr. Auf welche musikalischen Live-Events ich mich schon freue? Ich nehme alles, was ich kriegen kann!

Franz Laubreiter, aus Graz, Student

„Brauche das Gespräch“

Meine Frau und ich haben seit 1975 ein Abo im Grazer Schauspielhaus. Wir besuchen im engeren Freundeskreis acht bis zehn Vorstellungen pro Saison, das strukturiert mein Jahr. Seit ich in Pension bin, habe ich im Stefaniensaal auch kaum ein Konzert von Musikverein und recreation ausgelassen. Dazu kommt ein Kunstuni-Abo, von der Vielfalt eines der tollsten. Und plötzlich ist alles weg. Natürlich bieten Plattformen wie
„fidelio“ Ersatz für das fehlende Konzertleben. Aber die Anregungen, die man im Kulturbetrieb bekommt, die fehlen. Denn auch wenn man für sich allein über Kunsterlebnisse reflektieren kann: Im Gespräch mit den Menschen, mit denen man sie teilt, schärft man seine Gedanken umso mehr. Und das vermisse ich schon sehr.

Heinz Rosmann aus Graz, Pensionist

„Vorsichtig geworden“

Wir schenken einander gerne und oft Karten für Musicals oder Konzerte fast aller Genres, weil uns diese Abende neben dem erfüllenden Beruf inspirierende und lebensfrohe Momente bescheren. Ob das „Bodyguard“-Musical, ein Konzert von Rea Garvey, das „Electric Nation“-Event mit David Guetta, die Starnacht in der Wachau oder ein Open Air mit Álvaro Soler – seit dem Lockdown im letzten Frühjahr sitze ich mit meinem Mann nach wie vor auf Karten im Wert von mehr als 1000 Euro. Das hat uns natürlich vorsichtig gemacht, für weitere Veranstaltungen, die schon plakatiert oder angekündigt werden, Tickets zu besorgen. Die Unsicherheit ist einfach zu groß. Wobei uns natürlich das Live-Gefühl und das gemeinsame Erleben sehr abgehen.

Wolfgang Gusner aus Graz, Visagist und Stylist

„Kino fehlt in jeder Form“

Als die Kinos nach dem ersten Lockdown wieder aufsperrten, habe ich das ausgenutzt. Ich konnte wieder mit meinem Mann am Abend spontan ins Kino gehen. Das Kino fehlt in jeder Form. Wie die Kaffeehausatmosphäre in vielen Foyers wie im Metro Kinokulturhaus oder im Filmmuseum. Im Herbst war ich noch auf der Viennale: Es war schön, dass das mit allen Sicherheitsmaßnahmen möglich war. Ersatz für einen Kinobesuch mit allem Drumherum gibt es nicht. Man kann vieles streamen, sich Filme auf Arte oder 3sat noch einmal anschauen und sich mit Popcorn und Cola auf die Couch setzen, aber wer redet schon danach noch über den Film? Und das macht einen Kinobesuch aus.

Gerlinde Vilhar aus Wien, Psychophysiologin

"Die Kulturszene geht ab“

Wir vermissen die Kulturszene und das Live-Erlebnis sehr. Auch das Erlebnis mit Freunden fällt weg. Wir versuchen trotzdem, Kultur zu erleben, indem wir uns zu Online-Angeboten anmelden. So haben wir von der „neuenbuehnevillach“ das Stück „Die Liebe Geld“ angesehen. Dafür haben wir unsere Leinwand aufgestellt und den Beamer installiert, das war sehr gemütlich. Im Dezember haben wir den Stream „Was? Wenn nichts wird aus mir.“ des St. Veiter Theaters FreiRaum2 angeschaut, und nächste Woche streamen wir das Burgtheater-Stück „Die Maschine in mir“. Wir haben auch mehr Zeit, um Radio zu hören, unsere Lieblingssendung ist „Glasperlen-Jazz“ auf Radio Agora.

Alois und Elisabeth Kreisel, St. Georgen am Längsee, Pensionisten

„Mehr lesen und weniger jammern“

Vor allem die kleineren Events gehen uns ab – so fehlen die Konzerte und Lesungen im Kulturkeller Kalsdorf oder in anderen Lokalitäten. Aber wenn man nicht selbst als Kulturschaffender von der Krise existenzgefährdend betroffen ist, sollte man nicht nur jammern, sondern sich auf die Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts konzentrieren: Der Buchdruck ist ja Gott sei Dank schon erfunden, virtuell stehen viele Möglichkeiten offen, und ein paar zusätzliche Abende daheim sind ja auch nicht so schlecht. Aber ab dem Frühjahr wäre es dann schon wieder höchste Zeit, möglichst maskenfrei das soeben Gehörte und Gesehene im Anschluss im Freundeskreis zu diskutieren – über Rammstein, Puccini oder Wolf & die ausgfuxtn Hund. Keep on rockin’!

Monika und Wolfgang Pammer aus Vasoldsberg, Beamte

"Fernsehen ist für mich kein Ersatz"

An meinem Leben hat sich nicht viel geändert, außer die Sache mit der Kultur. Die ist uns von einem Tag auf den anderen weggenommen worden. Am Anfang hat man das ja als Notwendigkeit akzeptiert. Die Wiener Staatsoper, die Grazer Oper und die styriarte haben dann großartige Konzepte umgesetzt, um den Besuch zu ermöglichen, da hat es überhaupt keine Cluster gegeben. Später konnte man zwar ins Möbelhaus oder auf den Semmering, aber Oper, Theater und Bibliotheken sind zugeblieben – da fragt man sich schon, welchen Stellenwert die Kultur in der Politik hat. Kultur gehört zum Menschen einfach dazu. Und Kultur im Fernsehen ist einfach nicht dasselbe, das ist kein Ersatz für mich. Man trifft bei den Veranstaltungen Leute, das fällt da ganz weg. Ich schaue überhaupt sehr wenig fern. Aber jetzt hole ich bald die FFP2-Maske und die Skischuhe aus dem Keller, weil wie Direktor Bogdan Roscic von der Staatsoper gesagt hat: Vielleicht dürfen wir wieder ins Theater, wenn wir dort mit Skischuhen auftauchen ...

Gerlinde Molitschnig aus Graz, Pensionistin

.„Lasse mich gern impfen“

Die Möglichkeit, mit Freundinnen oder Freunden ins Stadttheater oder zum klagenfurter ensemble zu gehen, fehlt mir derzeit sehr. Kultur ist schließlich auch ein Gemeinschaftserlebnis. Ein solches ist in den eigenen vier Wänden, vor dem Fernseher oder bei Online-Übertragungen, nur schwer möglich. Gegen den Frust helfen mir momentan vor allem Skitouren in der näheren Umgebung. Zum Glück sind Tagesausflüge ins Freie noch erlaubt. Gestern ging‘s zum Beispiel auf den Zirbitzkogel. Besonders freue ich mich wieder auf Reisen ins Ausland, vor allem nach Italien. Der Besuch der dortigen Kirchen und Museen ist für mich immer ein großer Genuss. Allein dafür lasse ich mich gerne impfen – lieber heute als morgen.

Gudrun Zagar aus Viktring, Lehrerin