"Dass ich mich angesichts der Theaterschließung von meinem Publikum nicht mehr richtig verabschieden konnte, das macht mich schon traurig.“ Das sagte Florian Scholz in seinem Abschiedsinterview mit der „Kleinen Zeitung“. Der Intendant des Stadttheaters Klagenfurt wechselte mit September an das Konzert Theater Bern. Eine große Abschiedsfeier war aufgrund von Corona unmöglich. Und auch der neue Intendant Aron Stiehl hatte sich seinen Einstand wohl anders vorgestellt: Das Haus erst halb voll und dann ganz wieder zu, der „Barbier“ feierte Premiere in „Radio Kärnten“ und kommt erst im Jänner auf die Bühne – voraussichtlich.

Im Kulturjahr 2020 war alles anders: Der Lockdown im März bedeutete für die Künstler und Veranstalter de facto ein Arbeitsverbot. Zahlreiche Kulturbetriebe und -vereine mussten Kurzarbeit anmelden, viele Künstler standen ohne Einkommen da. Das Land Kärnten half mit 72 Arbeitsstipendien für Kunst- und Kulturschaffende, weitere 36 Stipendien wurden im November ausgeschrieben.

Hilfe kam auch aus einem Solidaritätsfonds der 2019 gegründeten privaten Kärntner Kulturstiftung. Mit Geldern der Stiftung wurde auch die Doppel-CD „Recordings of Now“ finanziert sowie die Doppel-CD „Koronar“ – an beiden Projekten arbeiten zahlreiche Kärntner Künstler vieler Sparten mit.

Erstmals wurde der Bachmann-Preis virtuell vergeben. Er ging an Helga Schubert
Erstmals wurde der Bachmann-Preis virtuell vergeben. Er ging an Helga Schubert © ORF

Da Live-Veranstaltungen nicht möglich waren, wichen viele Kulturveranstalter ins Netz aus, um zumindest dort präsent zu sein. Stellvertretend sei die neuebuehnevillach erwähnt, die gleich mehrere Produktionen live streamte. Und zwar höchst erfolgreich: Die Zugriffe waren so gut, dass sich das trotz wohlfeiler Ticketpreise (Zugang zum Stream um fünf Euro) finanziell ausging. Auch künftig will die neuebuehne jede Produktion zumindest einmal streamen – unter anderem in Kärntner Pflegeheime.

All diese (Online-)Aktivitäten konnten aber die große Lücke nicht annähernd füllen, die durch Corona entstand: Alle Popkonzerte (Rammstein, Sido, Capital Bra & Co.) wurden abgesagt, ebenso die Friesacher Burghofspiele oder die Komödienspiele Porcia, die aber mit dem Theaterwagen unterwegs waren (siehe auch rechts). Die erste Auflage des Klagenfurt Festivals fiel Corona ebenso zum Opfer wie der St. Pauler Kultursommer. Die Wörthersee Classics wurden von Intendantin Elena Denisova von Mai auf Ende November, angesichts des zweiten Lockdowns auf Mitte Dezember und mittlerweile auf Mitte Jänner verschoben. Oder, um es mit Denisova zu sagen: „Mittlerweile könnte ich auch die Alpen verschieben.“

Mehr Glück hatte der Carinthische Sommer: Er fand in einer abgespeckten Form statt, auch wenn man mit den zwölf Konzerten zum Teil in Eishallen ausweichen musste, um den nötigen Abstand gewährleisten zu können (so wurde die Kirchen-Filmoper „Jeanne d’Arc“ in der Villacher Stadthalle uraufgeführt). 3800 Karten wurden verkauft und eine Auslastung von 90 Prozent erreicht. Und Intendant Holger Bleck meinte zum Abschluss: „Die Entscheidung war goldrichtig.“ Auch die Musikwochen Millstatt fanden in einer Corona-tauglichen Variante statt. Ohne gröbere Abstriche konnten die Festspiele Taggenbrunn sowie Klassik im Burghof über die Bühne gehen.

Alex Samyis „Verbotene Früchte“ auf der Lippitzbachbrücke
Alex Samyis „Verbotene Früchte“ auf der Lippitzbachbrücke © Leeb

Auch „CarinthiJa 2020“ konnte nach Verzögerungen im Frühjahr noch durchstarten: Rund zwei Drittel der geplanten 89 Projekte konnten stattfinden, der Rest wurde größtenteils ins kommende Jahr verschoben. Viel diskutiert war der Beitrag des Kulturvereins „rož“, der ein rotes Band über öffentlich Gebäude, Privathäuser und Wiesen in St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu wandern ließ und sich damit unter anderem die Frage stellte: „Was machen Grenzen mit uns?“

Im Herbst starteten auch die Bühnen wieder in die Saison. Den Sommer über hatte man sich Hygienekonzepte überlegt, man setzte auf getrennte Eingänge, Schachbrettmuster, Mund-Nasen-Schutz. Aber obwohl kein Fall bekannt geworden ist, dass sich bei einer Kulturveranstaltung ein Besucher angesteckt hätte, wurden die Theater ebenso wie die Museen und Galerien wieder geschlossen. Am 18. Jänner können sie (nach derzeitigem Stand) wieder öffnen. Wie es weitergeht, bleibt ungewiss.