Ein Schauspieler mit Behinderung der Jesus verkörpert, Pfahlsitzen in der Grazer Innenstadt und ein Container in dem Asylwerber wie bei „Big Brother“ zusammensitzen: Christoph Schlingensief hat stets polarisiert. Anlässlich des 10. Todestages und 60. Geburtstages des Künstlers, widmet das Forum Stadtpark mit „Christoph Schlingensief: Die Grazer Aktionen – Erinnerungen, Kontexte, Gegenwart“ dem vielseitigen Künstler nun zehn Tage Programm. Eröffnet wird am 20. August.

Ein Blick in die Vergangenheit

Den Rahmen bildet eine Ausstellungvor und in den Räumen des Forum Stadtpark. Dort spielt ein Stapel Röhrenfernseher verschiedene Szenen aus Paul Poets Dokumentation von Schlingensiefs Pfahlsitzen. Zeitungsausschnitte aus den 1990er Jahren präsentieren Lobeshymnen und Verrisse der Kulturjournalisten und Plakate aus vergangene Jahren Erinnern an Schlinenschiefs Bühnen- und Filmwerke.

Für dieses Projekt wurde so einiges Ausgegraben: Disketten, Dias und Super-8-Filme wurden digitalisiert, um verschollen geglaubtes Material zugänglich zu machen. So auch eine Aufnahme von Schlingensiefs „Hurra Jesus!“ das 1995 im Rahmen des steirschen herbst im Schauspielhaus Graz aufgeführt wurde. Auch zu sehen: Ein Interview mit Schauspielhausurgestein Franz Solar, der in einem Interview von der Arbeit an „Hurra Jesus!“ berichtet – seiner ersten Rolle am Schauspielhaus.

Aktionismus von heute 

Eine reine Retrospektive auf Schlingensiefs künstlerisches Schaffen soll es aber nicht blieben: „Vielmehr ist es eine Collage, die politischen Aktionismus der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verbindet“, sagt Heidrun Primas, Leiterin des Forum Stadtpark. Gemeinsam mit Martin Baasch leitet sie auch das Projekt.

Auch vor dem Forum Stadtpark befinden sich Teile der Ausstellung.
Auch vor dem Forum Stadtpark befinden sich Teile der Ausstellung. © Emil Gruber

„Unsere Ausgangssituation war schwierig“, erzählt Baasch. Weder Geld noch Platz im Terminkalender waren vorhanden. Da eine Umsetzung für das Team des Forum Stadtpark aber unumgänglich schien, konnten dann doch Kooperationspartner gefunden werden. Das Projekt fällt in den Urlaub der Beteiligten: „Nur so war es möglich einen Termin zu finden“.

Provokateure der Gegenwart

„Die Ausstellung soll die Lebendigkeit und Dreckigkeit von Schlingensiefs schaffen einfangen“, sagt Baarsch. Daher wurde auch nach Künstlern und Aktivisten gesucht, die als Nachfolger Schlingensiefs Arbeit gesehen werden können. So finden sich in der Ausstellung Bleistiftzeichnungen der Frauenburschenschaft Hysteria um Stefanie Sargnagel und provozierende Videos von Jan Böhmermann.

Auch das Theaterkollektiv PlanetenPartyPrinzip ist mit einem Projekt eingebunden. An zwei Tagen spielen sie an mehreren Stationen rund um das Forum Schlingensiefs Filme nach. Darunter: „Terror 2000“, „Egomania“ und „Das deutsche Kettensägenmassaker“. Die Performance reiht sich in eine große Anzahl von Veranstaltungen, die im Rahmen des Projekts stattfinden. So werden bis zum 30. August, Diskussionsabende mit Weggefährten, Filmvorführungen und Lese-Performances stattfinden.

Es bietet sich ein Gesamtprojekt, das Anstoß für Diskussionen über Blasphemie, Aktionismus und Politik liefert. „Wir wollen uns einfach gemeinsam mit den Besuchern ansehen, wo und wie der politische Aktionismus Schlingensiefs weitergegangen ist“, sagt Baasch.