Ein Blumenteppich ergießt sich derzeit über die Treppe des Wiener mumoks bis in den Haupthof des Museumsquartiers: Mit der großformatigen Reproduktion von Andy Warhols Serie "Flowers" lädt das Museum potenzielle Besucher nach der Coronazeit wieder zu sich ein. Mit der Kontextschau "Misfitting Together" läutet man schließlich ab Mittwoch das geplante Ausstellungstrio zur Pop-Art-Ikone ein.

Ursprünglich war die im 4. Obergeschoß und 4. Untergeschoß platzierte Ausstellung gleichsam als flankierende Klammer für die nun erst am 25. September startenden beiden weiteren Teile "Andy Warhol Exhibits A Glittering Alternative" sowie "Defrosting The Icebox" gedacht, die Warhol als Ausstellungs- respektive Installationskünstler sowie als Kurator würdigen. Nun kommt der Kontext eben vor dem Haupttext - und eröffnet dabei teils überraschende Einsichten.

So verortet die von Marianne Dobner und Naoko Kaltschmidt kuratierte Zusammenstellung Warhol in den übrigen Strömungen seiner Zeit, nicht nur in der eigenen Schule. Dabei bilden Werke der Minimal und der Conceptual Art gemeinsam mit den Pop-Art-Arbeiten einen vielstimmigen Chor, bei dem die Abgrenzung der einzelnen Stimmfächer beileibe nicht so leicht fällt, wie die Kunstgeschichte oftmals suggeriert. Die Gegenüberstellung der meist großformatigen Exponate zeigt vielmehr, wie sehr sich die vermeintlich so scharf voneinander geschiedenen Ansätze überlappen.

Als Bindeglied der drei Schulen hat man im mumok die serielle Ordnung als Methode auserkoren. In allen Herangehensweisen steht demnach die Überwindung der individuellen Künstlerpersönlichkeit als Entscheidungsinstanz im Zentrum, die durch objektivierbare Prozesse ersetzt werden soll. Die augenscheinlich zunächst stupide Wiederholung des ewig Gleichen, eröffnet stattdessen die Möglichkeit, die Freude an den Nuancen im Detail zu entdecken.

Auch wendet man sich im mumok gegen die landläufige Verortung der seriellen Arbeiten in den USA, in dem man den bedeutenden US-Größen wie Warhol, Lichtenstein, Jasper Johns oder Sol LeWitt europäische Pendants wie Hanne Darboven, Charlotte Posenenske oder die Plakatserie "Firearms" der vor kurzem verstorbenen Lutz Bacher gegenüberstellt. Das Aufbrechen althergebrachter Hierarchien unterstreicht man dabei im Untergeschoß mit Hängungen, die von der üblichen Sehhöhe abweichen. Im Obergeschoß dominiert indes Claes Oldenburg, dessen Mouse Museum als begehbare Installation die Trivialität der seriellen Kollektion und die Variation der gleichen Form ins Skurrile treibt.

Die Eröffnung begeht man dabei im mumok zwar ohne offizielle Feier, aber gebührend. So ist das Haus am Mittwoch bis 21 Uhr geöffnet, wobei der Eintritt ab 18 Uhr gratis ist. Für die Stunden davor wurden 200 Freikarten verschenkt. Und vor dem Haus sind den Tag über Vermittlungsprojekte für Kinder und Familien angesetzt.