Wie hat sich der Innenhof beim Theater LeBe als Spielort-Alternative ergeben?
ROSIE BELIC: Die Idee gibt es schon seit der Eröffnung unseres Theaters 2008. Durch unzählige Sommertheater-Produktionen in diversen Höfen in der Innenstadt geeicht, schien es uns eine geeignete Alternative zu sein, um eine „nicht gut gelaufene Saison“ zu kompensieren. Und die ist heuer Corona bedingt gewaltig schief gegangen! Nach zwei vom Publikum gestürmten Produktionen ( „Es war die Lerche“, „Mit Deinen Augen“) kam der Lockdown. „Besuch bei Mr. Green“ mussten wir am Tag der Premiere absagen, „Zwei Männer ganz nackt“ auf die nächste Saison verschieben. Unser Theater verfiel über zwei Monate in einen Dornröschenschlaf. Aber jetzt wollen und müssen wir endlich das LeBe wieder wach küssen! Die Idee „LEBE unter Sternen“ reifte als Open-Air-Alternative im Hof unseres Theaters, um die Angst vor zu viel Nähe im Innenraum zu nehmen. Das war etwas blauäugig gedacht. Wir hatten nicht mit den harten Auflagen der Behörden gerechnet.


Warum gibt es mit Start 1. Juli unter freiem Himmel nur acht Gastspiele?
NIKOLAUS LECHTHALER: Ohne Betriebsstätten-Genehmigung, die nur sehr schwer bis kaum zu erhalten ist, darf im Hof nicht gespielt werden. Eine temporäre Genehmigung würde erst ab Oktober möglich sein. Also bleibt uns nur die Variante, Aufführungen als Kleinveranstaltung anzumelden. Diese Verordnung erlaubt es, einen Hof maximal zehnmal pro Jahr öffentlich zu bespielen. Trotz Intervention zusammen mit Steinbauer & Dobrowsky beim Land und der Stadt, diesen Erlass in Zeiten von Corona auf zwanzig Vorstellungen zu erweitern, wurde uns von beiden Seiten erklärt, das ginge nur mit einem parteiübergreifenden Beschluss. Und der wäre frühestens im Herbst möglich. Soweit zur Flexibilität der zuständigen Behörden.


Wie groß ist der Aufwand?
LECHTHALER: Der ist enorm. Wir bauen mit Unterstützung von Item Systems eine komplette Bühne (5 m x 3 m) in den Hof. Bestuhlung und Bühnenplatten müssen wir über die Holding Graz anmieten, die nach langem Hin und Her mit der Stadt Graz die dafür anfallenden 900 Euro nun doch nicht in Rechnung stellt. Das Areal müssen wir natürlich gestalten. Wir haben die Garagentore in frischen Farben gestrichen. Beleuchtung etc. kommt noch dazu. Das finanzieren wir aus der eigenen Tasche.


Was hat sich im Saal verändert, wo ab 15. Juli ihr Ohrenkino „Love Letters“ spielt?
LECHTHALER: Nach den Covid-19-Verordnungen müssen wir von 95 zugelassenen Plätzen auf knapp 70 reduzieren. Es gibt etliche Neuerungen: Neben selbst gefertigten Tischen haben wir ein Ticketsystem erarbeitet und uns einen Ticketdrucker zugelegt. Eintrittskarten kann man für indoor und outdoor über die Homepage reservieren, bezahlen und ausdrucken – ohne Zusatzkosten für das Publikum und Warten an der Kasse. Wir öffnen das Theater und den Saal bereits ein Stunde vor Vorstellungsbeginn. Indoor gibt es durch spezielle Ablagen getrennte Zweier- und Einser-Sitze, outdoor Tische für jeweils vier Personen. Konsumation ist im Saal und Hof möglich. Keine Maskenpflicht. Das LeBe ist Covid-19 fit!


Lohnt sich der Aufwand?
BELIC: Wie sagte Shakespeare?: „Wo Liebe rechnet - da wird sie arm“. Wenn wir rationell denken würden, wären wir niemals das Risiko eingegangen einen eigenen Theaterort zu gründen (übrigens ohne Subventionen – nur mit Eigenmitteln). Aber es ist uns wichtig, gerade in dieser Zeit ein Live-Zeichen zu setzen: Kultur ist Seelennahrung und Herzensbildung! Die Sehnsucht nach Kunst und Kultur hat sich bereits bei unserer Videoarchiv-Öffnung kurz nach Theaterschließung gezeigt. Auf unser online-„Daheimspiel“ gab es bis jetzt über 40.000 Zugriffe.