Ein ausgewiesener Kenner der steirischen Kunst- und Kulturlandschaft kehrt überraschend zurück: Peter Pakesch, bis 2015 Intendant und künstlerischer Leiter des Universalmuseums Joanneum und seither Vorstand der international tätigen Maria-Lassnig-Stiftung mit Sitz in Wien, wird Aufsichtsrat des steirischen herbst. Das sechsköpfige Gremium muss neu besetzt werden. Während die Stadt Graz als Co-Eigentümer ihre beiden Aufsichtsräte (derzeit: Ernst Brandl, Günther Witamwas) erst nächste Woche nominieren wird, bringt der steirische Kulturlandesrat Christopher Drexler die vier vom Land entsandten Aufsichtsratsmitglieder schon am Donnerstag in die Regierungssitzung ein. Drei Aufsichtsratsposten werden von der ÖVP besetzt, einer von der SPÖ. Heinz Wietrzyk, Monika Isola und Edith Risse führen ihre Tätigkeit fort; als vierter Aufsichtsrat des Landes löst Pakesch die UMJ-Geschäftsführerin Alexia Getzinger ab.

Er sei „super happy“ über Pakeschs Zusage, so Drexler vorab, „er wird unendlich viel Expertise in das Gremium einbringen.“ Die Berufung sei auch „eine bewusste Geste“ nach Pakeschs „subkutan nicht ganz optimal verlaufenem Abgang aus dem UMJ.“ Hintergrund: Das Verhältnis des so erfolgreichen wie streitbaren Kulturmanagers zum damaligen Kulturlandesrat Christian Buchmann war ein bekannt frostiges.

As Künstler, Ideengeber und Kurator hat Pakesch das Festival lange mitgeprägt, mit Projekten wie dem „Künstlerschaufenster“ (1979) Ausstellungen wie den „Wahlverwandtschaften“ (1986), „Körper und Körper“ (1991), „Abbild“ (2001). Er freue sich darauf, den herbst „mit Rat und Tat zu unterstützen“, sagt er. Inhaltlich dreinreden will Pakesch der herbst-Intendantin Ekaterina Degot, die er seit einem Treffen mit dem Künstler Ilja Kabakow Ende der 80er-Jahre in Moskau kennt, auf keinen Fall: „Sie ist die bestellte Intendantin und macht das Programm. Als Aufsichtsrat sorgt man im Hintergrund als kontrollierendes Organ dafür, dass alles stimmt. Aber natürlich leiste ich in dieser Position auch dort Unterstützung, wo ich breiteres Wissen einbringen kann.“

Die international wohlwollend, vor Ort eher gemischt aufgenommene Neuausrichtung des Festivals auf bildende Kunst will Pakesch nicht kommentieren: „Meine Begegnungen mit dem steirischen herbst waren in den letzten Jahren ja eher sporadisch.“ Die Bedeutung des Festivals hält er jedenfalls für ungebrochen, „auch wenn sich die Kulturlandschaft wahnsinnig geändert hat und sich die einstige Pionierstellung nicht halten ließ.“ Der steirische herbst 2020 ist von 24. September bis 18. Oktober geplant.