Herr Scheuba, wie lautet Ihre Bilanz zum Wahlausgang?
FLORIAN SCHEUBA: Das Positive ist, dass ich meine Wette und damit eine Flasche Wein gewonnen habe. Ich habe es sogar relativ punktgenau getroffen. Am Tag davor habe ich zu Thomas Maurer und Robert Palfrader gesagt, dass mir eine Koalitionsvariante am wahrscheinlichsten scheint, die bisher am wenigsten berücksichtigt wurde: Türkis-Grün. Da haben die beiden gesagt: „Wie soll sich das ausgehen?“ Ich habe gesagt: „37 zu 14 reicht.“

Ihr neues Programm war fast fertig, dann kam das Ibiza-Video.
Vom ganz alten Programm ist fast nichts mehr da. Alleine die Neuwahlen haben das verunmöglicht. Das hat uns schon gestresst. Wir haben vor dem Sommer eine Stunde Programm geschrieben und nun, im September, die fehlenden 40 Minuten. Die Situation war vom Druck her schon außergewöhnlich. Aber andererseits motiviert es auch. Es gehört ja zu diesem Beruf, dass man auf Ereignisse reagiert.

Ihre Premiere am Freitag fällt in die erste Woche nach der Wahl. Wie gehen Sie mit Aktualitäten um?

Wir lassen uns einen Teil im Programm offen, gleich zu Beginn, wo wir jedes Mal ein bisschen etwas anderes erzählen wollen. Das ist in der jetzigen Zeit auch nötig.

Wie lautet Ihre Bilanz zur türkis-blauen Regierung?
Das Alarmierendste hat Herr Strache selbst ausgesprochen, nämlich es sei eine „Orbánisierung“ gewünscht. Dass er das so klar gesagt hat, ist fast ein Verdienst. Zuvor hieß es ja, das sei Alarmismus oder übertrieben. Das war das Bedenklichste an Schwarz-Blau: dass diese Entwicklungen in Kauf genommen wurden. Unter Wolfgang Schüssel hieß es, blaue Minister seien korrupt oder unfähig. Das hat schon damals nicht gestimmt, denn manche waren beides. Mit Herbert Kickl ist noch ein Aspekt hinzugekommen, denn der war auch noch gefährlich.

Sind die Zeiten für Satiriker gerade gut oder doch eher frustrierend, weil man manchmal von der Realität eingeholt wird?
Es gibt einen Unterschied zwischen freiwilliger und unfreiwilliger Komik. Die Politiker machen nicht absichtlich Kabarett, mit Ausnahme von Herbert Kickl, der unternahm tatsächlich einen Kabarett-Versuch mit der amtlichen Bezeichnung „Ausreisezentrum“. Das war zynischer Humor, so als würde man Wahllokale in „Denkzettel-Abgabestellen“ umbenennen. Generell ist zu beobachten, dass sich immer mehr junge Leute primär durch Satireprogramme informieren. John Oliver dient in den USA vielen als Informationssendung Nummer eins. Das bedeutet für uns auch mehr Verantwortung.

Auf dem Pressefoto posieren Sie im Regen. Wer wurde denn von wem im Regen stehen gelassen?
„Wir Staatskünstler“ wurden vom ORF im Regen stehen gelassen, weil man uns die Sendung gestrichen hat. Damals hatten wir auch den Eindruck, Schwarz-Blau wird fünf Jahre dauern. Daher der Gedanke, „Jetzt erst recht!“ zu sagen und justament nicht die Schirme aufzuspannen. Das schien uns schlüssig. Wir trotzen dem Regen und machen unser eigenes Ding. Wir fühlen uns sehr wohl auf der Bühne und brauchen keine Kompromisse einzugehen. Und einmal im Jahr gibt es auf Puls 4 den Aschermittwoch mit uns.

Gab es noch einmal Gespräche?
Nein, nix. Wir haben nur die Information bekommen, dass kein Geld da ist. Wobei ich als Fußnote sage: Die Quoten können nicht der Grund gewesen sein, die waren sehr gut.

Wie ist es denn um den Ex-Kanzler und vermutlichen Neo-Kanzler Sebastian Kurz als Satire-Vorlage bestellt?
Bei unserem letzten Jahresrückblick haben ein paar Zuschauer nachher gemeint: „Super, aber zu wenig Kurz.“ Dieses Mal widmen wir uns Sebastian Kurz sehr intensiv und versuchen zu erklären, wie das Phänomen funktioniert. Wir wagen einen Blick in seine Zukunft und wie er mit dem kleinen Wermutstropfen umgehen könnte, dass er bei den unter 30-Jährigen Kopf an Kopf mit den Grünen liegt. Wir analysieren außerdem, warum er so wenig greifbar ist und ob das vielleicht sein Erfolgsgeheimnis ist: dass jeder in ihn hineinprojizieren kann, was er gerade möchte.

Gerhard Haderer steuerte erstmals Illustrationen bei. Verraten Sie uns ein Motiv?
Gerhard ist ein lieber, alter Freund. Er hat gesagt: „Machen wir mal wieder was zusammen!“ Dann ist uns eine Nummer zur Zukunft von Sebastian Kurz eingefallen. Wir spekulieren, ob er in die Privatwirtschaft gehen könnte. Eine unserer Überlegungen: Herr Pierer von KTM holt ihn als Antwort der Automobil-Industrie auf Greta Thunberg. Das hat Gerhard Haderer in ein Bild umgesetzt und das ist sehr hübsch geworden.