Das von Klang21 veranstaltete biennale Taschenopernfestival hat es sich zur Aufgabe gemacht, möglichst viel Musiktheater der Gegenwart zur Uraufführung zu bringen, was am Dienstag mit fünf Uraufführungen einmal mehr gelungen ist. Das funktioniert deshalb, weil die Opern nur jeweils um die 20 Minuten dauern. Daraus trotzdem einen Guss zu machen, versuchte Regisseur Thierry Bruehl, der auch an drei Libretti beteiligt war. 

Durch das Bühnenbild gelingt dieser Versuch schon einmal. Der Rote Faden durch die fünf Taschenopern ist ein roter Vorhang, der sich über die Bühne und deren Treppe zieht, auf die das Publikum in der Szene nicht wie üblich hinauf, sondern hinab blickt. Wo sonst das erste Drittel der Bestuhlung steht, sitzt nämlich das Orchester des oenm (österreichisches Ensemble für neue Musik) unter der Leitung von Peter Rundel, sodass das Publikum wie von einem Balkon ins Geschehen blickt. 

Auch in den Opern gibt es übergreifende Elemente. Musikalisch umspannt den Abend thematisch Shakespeares "Sommernachtstraum", den sich sowohl Gerald Resch also auch Stephan Winkler als Grundlage ihrer Arbeit genommen haben. Reschs "TitaniaTraum" ist ein Werk über sieben Stationen der Ehe Oberons (Andreas Jankowitsch) und Titanias (Annika Boos). Im Setting eines romantischen Candel Light Dinners beginnt diese noch sehr harmonisch zu eingespielten Soulklängen eines Klavieres, doch dann nimmt das Ehe-Drama seinen lauf. Mit Oberons Eifersucht steigen auch Streicher und Percussion zu rasender Wut auf, aus der immer wieder die Countertenor-Spitzen von Bernhard Landauer als Unruhestifter Zettel schießen. Nach ca. 20 Minuten beendet Oberon den Wahnsinn mit einem kräftigen "Wach auf!". 

Auch Stephan Winkler geht in seinem "Tongs & Bones" dem "Sommernachtstraum" auf den Grund, doch bei ihm ist es viel mehr ein Alptraum aus wild aneinandergereihten Fantasien, die allesamt an Comics von Jim Woodring angelehnt und in elektroakustische Sounds eingepackt sind, von denen man nie weiß, ob sie aus einer Maschine oder einem Instrument kommen. Als Playmaker konnte der langjährige Weiserhof-Wirt Roland Essl gewonnen werden, der während der Szenen einen Teig rollt, den er am Ende über Zettel wirft, bevor er die ganze Darstellerschaft auf einem Rollbrett davon zieht. 

Sarah Nemtsovs "verflucht" erweist sich als die perfekte Symbiose von Komposition und Regie. Nemtsov hat für ihre Taschenoper die zweite Szene des ersten Aufzugs aus "Richard III." gewählt, auf die sie für Thelia Nini Goldstein als Lady Anne eine Verfluchungsorgie komponiert hat. Goldstein schimpft aus allen ihr verfügbaren Resonanzräumen, und je mehr sie sich in ihre Wut steigert, steigern sich auch die Percussionsinstrumente mit ihr in Rage. Sie wandelt dabei um die Leiche des Schwiegervaters, beschwört ihn und das Orchester wie in einer schwarzen Messe.

Auch Gordon Kampes "Ich will lächeln, lächeln, lächeln" und Sara Glojnarics "Pray Chuck, come hither" haben verschiedene Klangüberraschungen parat und spielen mit den Möglichkeiten der Klangerzeugung von Mensch und Instrument. Die Inszenierungen der Opern wirken aber im Gegensatz zu den genialen Regieeinfällen der ersten beiden Taschenopern etwas schwächelnd. Trotzdem ist auch beim diesjährigen Taschenopernfestival wieder ein schlüssiges Gesamtwerk gelungen, das das Publikum in der Szene ausgelassen und unter Jubel feierte.