Einen Tag vor einem Auftritt in der Titelrolle der Oper "Macbeth" hat der spanische Startenor Plácido Domingo am Dienstagnachmittag (Ortszeit) seinen kompletten Rückzug von der New Yorker Metropolitan Opera bekannt gegeben.

Er weise die Vorwürfe zwar "aufs schärfste zurück", doch sei er besorgt, dass "in dem Klima von Vorverurteilungen (...) mein Auftritt in dieser Produktion von Macbeth von der harten Arbeit meiner Kollegen auf und hinter der Bühne ablenken würde. Daher habe ich darum gebeten, mich zurückzuziehen und danke der Führung der Met dafür, meinem Wunsch so gütig entsprochen zu haben", hieß es in einer schriftlichen Erklärung Domingos.

Domingo zeigte sich "glücklich" darüber, dass er im Alter von 78 Jahren die Titelrolle in der Kostümprobe von Macbeth singen durfte, "was mein letzter Auftritt auf der Bühne der Met gewesen ist".

Konzerte abgesagt

In den USA waren wegen der im August bekannt gewordenen Belästigungsvorwürfe mehrere Konzerte Domingos abgesagt worden. Die Met erklärte jedoch, dass sie das Ergebnis einer Untersuchung in Los Angeles abwarten wolle, bevor sie eine endgültige Entscheidung treffe. Der Spanier war an der Met in "Macbeth" im September sowie in "Madama Butterfly" im November vorgesehen.

Bejubelt in Salzburg

Anfang September später wurden weitere Vorwürfe von Frauen gegen Domingo publik. Nach Recherchen der Nachrichtenagentur AP erheben elf weitere Frauen Anschuldigungen gegen den Opernstar. Dabei gehe es um ungewollte Berührungen, Belästigung oder andere unangebrachte Handlungen. Eine Sprecherin Domingos wies die neuen Vorwürfe als Kampagne zurück.

Ehrung in Wien abgesagt

Vergangene Woche wurde die für 20. Oktober in der Wiener Staatsoper geplante Ehrung Domingos mit dem Europäischen Kulturpreis abgesagt. "Placido Domingo und das Europäische Kulturforum haben gemeinsam entschieden, die Auszeichnung auf den 3. Oktober 2020 in Bonn zu verschieben", hieß es von den Veranstaltern.

Die für 25. und 28. Oktober sowie für 1. November geplanten Auftritte Domingos als "Macbeth" sollen aber stattfinden. In der Staatsoper verweist man gegenüber der APA auf gültige Verträge und eine unveränderte Situation, in der die erhobenen Vorwürfe gegen Domingo rechtlich weiter unbewiesen bzw. ungeklärt seien.