Gestern um die Mittagsstunde ist Karlheinz Miklin an seinem zweiten Schlaganfall innert drei Wochen jäh verstorben. Unsere letzten Begegnungen – erst in der vergangenen Woche besprachen wir noch das herbstliche Debüt seiner zweiten neuen Band mit dem Posaunisten Luis Bonilla – standen stets unter seinem Leitmotiv: Ich will einfach spielen. Einfach spielen, frei von Allüren und organisatorischen Extrawürsten. Allein die Nervosität vor jedem Auftritt konnte Charlie bis zuletzt nicht ablegen. Eine Zigarette versteckt in einer Ecke der Garderobe musste fünf Minuten vorher noch sein.

Eine Zeit vor und nach seiner Uni-Karriere

Man ist fast geneigt zu behaupten, Miklins musikalisch kreative Laufbahn ist in eine Zeit vor und eine nach seiner Emeritierung an der Kunstuniversität Graz im Jahr 2015 aufzuteilen. Vielleicht spielte er deshalb auch immer öfter in so manchem Jazz-Etablissement, das nicht gerade als Mainstream-Club firmiert. Und auch der Grazer GamsbART-Manager Gerhard Kosel versuchte Miklins sprühendem Spätwerk zu entsprechen: Wir hatten noch so einiges vor.

Geboren in Klagenfurt und aufgewachsen in Bleiburg, machte sich Miklin in seiner mittleren Schaffensperiode auch immer wieder einmal auf die musikalische Wurzelsuche in Kärnten, die vielleicht mit dem Album Echoes of Illyria das nachhaltigste Bekenntnis lieferte. Der studierte Historiker und Germanist war ein eher spätberufener Musikstudent, der aber nach Abschluss des Studiums nahtlos zum Lehrer, Professor und schließlich zum international anerkannten Leiter des renommierten Jazzinstituts werden sollte. Ein musikalisches Schlüsselereignis war vorher wohl die eine Konzerttournee mit der Jazzcombo Los Argentinos in den frühen Siebzigern, was alsbald auch zu seiner heimlichen Liebe führen sollte, der Musik mit seinen Argentiniern.

Seine Lebensband war aber das Trio mit seinem kongenialen Weggefährten Ewald Oberleitner (Bass) und mit seinem Sohn Karlheinz Jr. am Schlagzeug, ein formidables Trio, das mit seinen mehr als 40 Jahren zu den dienstältesten Jazzensembles in Österreich zählte.

Dieser nervöse Nachruf kann dem umfangreichen Lebenswerk von Karlheinz Miklin freilich nicht gerecht werden. Und wir fragen uns in diesem Moment erbittert, warum er unsereinen trotzdem immer wieder für so manche Linernotes oder Bios auserwählt hatte. Bye, bye Carlito!