Die in Deutschland gestartete Kampagne für "Solidarität und Freiheit der Kunst" hat sich nun auch in Österreich formiert. "Die Vielen" versteht sich als "Bündnis für eine offene Gesellschaft und ihre demokratische Gestaltung in Respekt, Vielfalt und Toleranz". Im Volkskundemuseum präsentierten sich am Dienstag Vertreter der "Vielen", für Sonntag ist eine Aktion im Rahmen einer Großdemo geplant.

"Ziel ist es, solidarische, selbstaktive Netzwerke anzuregen, um Räume der Vielfalt und Mehrdeutigkeit zu schaffen und gemeinsam gegen rechtspopulistische, rechtsextreme und völkisch-nationale Strömungen aktiv zu werden", umriss Mit-Initiatorin Gerhild Steinbuch die Agenda. Laut ihrer "Vielen"-Kollegin Kira Kirsch, Künstlerische Leiterin des brut Wien, sollen damit "Foren des Erfahrungsaustauschs und Dialogs in Hinblick auf die Gefährdung der Kunstfreiheit und der Grundlagen eines demokratischen Zusammenlebens" geschaffen werden. Als erste gemeinsame Aktion steht am Sonntag in Wien die Teilnahme an einer Großdemonstration für ein solidarisches Europa, bei der die Beteiligten als "Glänzender Block der Kunst und Kultur" auftreten werden. Passend wurden bei der Pressekonferenz gold glänzende Buttons ausgegeben, auf der Website www.dievielen.at stehen Plakate zum Download sowie eine Anleitung zum Basteln einer goldenen Flagge ("Holzstab + Rettungsdecke + Tape") zur Verfügung.

Kira Kirsch
Kira Kirsch © APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)

Unterstützt wird die Kampagne in Deutschland bereits von 2.300 Institutionen, in Österreich folgten 270 Erstunterzeichner dem Aufruf zur Unterstützung. Mit dabei sind u.a. große Institutionen wie die Ars Electronica, die Diagonale, ImPulsTanz oder das Burgtheater sowie zahlreiche weitere Kulturinstitutionen aus ganz Österreich. Unter den Einzelunterzeichnern finden sich Namen wie die Autoren Franzobel, Doron Rabinovici oder Kathrin Röggla, Schauspieler wie Manuel Rubey, Pia Hierzegger und Nicholas Ofczarek oder Komponisten wie Olga Neuwirth und Georg Friedrich Haas.

Auf dem reich besetzten Podium mahnte Volkskundemuseum-Direktor Matthias Beitl ein, sich in einer Zeit der "Angst als Mittel des Politischen nicht zu Opfern medialer Kampagnen" machen zu lassen. Kira Kirsch verwies auf die "demokratische Funktion der Kultur", Angewandte-Rektor Gerald Bast hob die "Kraft der Bilder und die Kraft der Worte" hervor und verwies auf den herrschenden Umgang mit der Sprache und mahnte: "Es ist keine Schande, Angst zu haben, aber es ist schändlich, mit Angst Politik zu machen." Auch IG Autorinnen Autoren-Geschäftsführer Gerhard Ruiss, die Schauspielerin Ruth Brauer-Kvam oder die Autorin Olga Flor setzten sich mit kraftvollen Statements gegen rezente Entwicklungen zur Wehr. In Hinblick auf die geplante Vernetzung postulierte Ruiss: "Es braucht wieder Bürgerrechtsbewegungen!"

Mit der Unterzeichnung der "Erklärung der Vielen in der Republik Österreich" verpflichten sich die Teilnehmer unter anderem, kritische Auseinandersetzungen zu führen, "um Strategien zu entlarven, die demokratische Grundwerte untergraben" und "gegen eine Politik der Abwertung und Ausgrenzung" aufzutreten. "Wir verpflichten uns zur Solidarität mit Kunst- und Kulturinstitutionen, Kunst- und Kulturakteur*innen, die durch Hetze und Diffamierung unter Druck gesetzt werden."