Die sich ab der zweiten Lebenshälfte verändernde Sexualität des Mannes zog auch ein weibliches Publikum an: Seit der Kino-Adaption seines „Bewegten Mannes“ 1994 mit Til Schweiger und Joachim Krol (mehr als 6,5 Millionen Besucher) ist der Kölner Ralf König auch in der heterosexuellen Welt kein unbeschriebenes Blatt mehr. Nach Graz, für eine Comic-Lesung im Dom im Berg, verschlug es den 58-Jährigen aber jetzt zum ersten Mal. Und sorgte für durchgehend lautes Lachen und Gackern im Publikum, als er in verschiedenen Stimmlagen und –farben die Figuren aus seinem aktuellen Band „Herbst in der Hose“ zu Leben erweckte. Motto: Mit Ende 40 geht das schleichende Elend langsam, aber sicher los. Der Mann und die Andropause.

1989 erschuf König für die schwule Zeitschrift „Magnus“ das schwule Pärchen Konrad und Paul, zwei ungleiche Charaktere in einer offenen Beziehung (der ruhigere Feingeist und der umtriebige Lederfetischist), die den Leser seither über mehrere Graphic-Novel-Bände hinweg wie "Bullenklöten!, "Sie dürfen sich jetzt küssen", „Raumstation Sehnsucht“ amüsieren. Und dabei womöglich gar in den Spiegel schauen. Nun also „Herbst in der Hose“, der in den Winter mündet, der aber im Altersheim von Liebe und Zuneigung nach all den gemeinsamen Jahren geprägt ist. Wenn auch nicht mehr alles so steht wie es König stets explizit gezeichnet hat. Die Hose wird aber nach wie runter gelassen. Herzlicher Applaus!
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