"Die Statik gibt den Umbau nicht her", hieß es am Donnerstag vor Journalisten.Das Haus am Karlsplatz ist seit eineinhalb Wochen geschlossen. Schließlich muss der in den 1950er-Jahren entstandene Oswald-Haerdtl-Bau für die Umbau- und Ausbauarbeiten geräumt werden. "Die Kisten werden schon gepackt, obwohl das Vorhaben bis heute ein Phantom ist", kritisierte der nicht amtsführende Stadtrat Markus Wölbitsch. Es gebe bis dato weder eine abgeschlossene Einreich- noch eine Ausführungsplanung, geschweige denn einen Termin für den Baustart.

Kritik an der Gebäudestatik

Johannes Pasquali, Bezirksparteichef der ÖVP in Wieden - der Karlsplatz liegt nicht mehr im 1., sondern schon im 4. Bezirk -, glaubt die Erklärung für den aus seiner Sicht schleppenden Fortgang des Projekts zu kennen. "Die Statik des Gebäudes ist sehr schlecht", sagte er. Das betreffe nicht nur die Gebäudesubstanz selbst, sondern auch den Boden. Pasquali sprach von "instabilen Gesteinsstrukturen" und verwies auf den im Untergrund verlaufenden Wienfluss. Schon das Ende der 1990er-Jahre errichtete Atrium habe deswegen redimensioniert werden müssen, versicherte der Bezirks-ÖVP-Obmann. Trotzdem sei aber im Zuge des Architekturwettbewerbs für den Neubau just das "für die Statik aufwendigste Modell" zum Sieger gekürt worden.

Vorhaben weicht "fundamental" von Ausschreibungsinhalten ab

Doch nicht nur die Aufstockung macht der Volkspartei Kopfzerbrechen. Denn sollte das Projekt doch Realität werden, würde es gewissermaßen in gestutzter Form kommen. Denn laut Pasquali weicht das Vorhaben in seiner jetzigen Form "fundamental" von den Ausschreibungsinhalten ab. So seien etwa von den Wettbewerbsteilnehmern 1.900 Quadratmeter für Sonderausstellungen gefordert gewesen, realisiert würden nun nur 1.200 Quadratmeter. An Büroräumen kommen statt 1.580 nur 800 Quadratmeter: "Das wird dazu führen, dass Büros zusätzlich woanders angemietet werden müssen." Auch das angedachte, 250 Quadratmeter große Kindermuseum werde nicht realisiert.

Von einer Steigerung der Gesamtkosten ist die Rede

Jede Menge Fragen ergeben sich für die Rathaus-ÖVP auch beim Thema Geld. In der Ausschreibung seien 2015 nämlich die Gesamtkosten mit 70 bis 90 Mio. Euro angeführt gewesen - davon 60 Mio. Euro Bau- und Errichtungskosten. Inzwischen sei von 108 Mio. Euro Gesamtbetrag bei Bau- und Errichtungskosten von 91 Mio. Euro die Rede. "Wir wollen wissen: Warum sind es jetzt 31 Mio. Euro mehr?", so Wölbitsch. Wobei seine Partei sowieso damit rechnet, dass auch die 108 Mio. Euro nicht eingehalten werden - denn: "Vieles, was beim Wien Museum bisher gelaufen ist, erinnert an das Krankenhaus Nord."

Wissen will der Stadtrat zudem, ob das Wien Museum in den kommenden Jahren die gleiche Subvention erhalten werde wie bisher. Laut Wölbitsch waren das zuletzt 12 Mio. Euro jährlich plus 1,2 Mio. Euro für das neu eingegliederte MUSA, das während der Schließzeit als Ausweichquartier genutzt wird. Die ÖVP stellt die Höhe der Unterstützung insofern in Frage, als während des Umbaus ja um 90 Prozent weniger Ausstellungsflächen zur Verfügung stünden und außerdem weniger Sonderausstellungen stattfänden. Sollten die Zuschüsse gleich hoch bleiben, stelle sich die Frage, ob hier nicht Fördergelder zweckfremd für den Neubau verwendet würden. "Wir wollen einen Kassasturz", forderte Wölbitsch.

Anfrage an Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler

Er stellte heute klar, dass er an der kulturpolitischen Notwendigkeit des Umbaus keinerlei Zweifel hege. Die ÖVP stehe auch grundsätzlich dazu. Man kritisiere allerdings das "Management by Chaos" von Rot-Grün - wobei der nicht amtsführende Stadtrat explizit Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) ausnahm. Sie sei eine ausgewiesene Expertin, komme nicht aus dem SPÖ-Biotop und habe das Projekt nur geerbt. Nichtsdestotrotz will die Rathauspartei von der Ressortchefin Antworten auf sämtliche, heute thematisierten Punkte erhalten. Die ÖVP stellte eine vierseitige Anfrage an Kaup-Hasler.