Im Vergewaltigungs-Skandal um die Schwedische Akademie, die für die Vergabe des Literatur-Nobelpreises zuständig ist, hat am Mittwoch in Stockholm der Prozess begonnen. Jean-Claude Arnault, der Ehemann eines langjährigen Akademiemitglieds, steht wegen des Vorwurfs der zweifachen Vergewaltigung vor Gericht. Der Skandal hatte das angesehene Nobel-Gremium in seinen Grundfesten erschüttert.

Der 72-jährige Arnault betrat in Begleitung von zwei Anwälten kurz nach 8.00 Uhr kommentarlos das Gericht. Nach Angaben seines Rechtsvertreters Björn Hurtig weist er die Anschuldigungen zurück. Die Anhörungen fanden hinter verschlossenen Türen statt. Das mutmaßliche Opfer, dessen Identität geheim gehalten wird, war nicht anwesend.

Im November war der Franzose im Zuge der #MeToo-Kampagne von 18 Frauen wegen sexueller Übergriffe beschuldigt worden. Nach Recherchen der Zeitung "Dagens Nyheter" soll Arnault über Jahre hinweg weibliche Mitglieder der Akademie, Mitarbeiterinnen sowie Frauen und Töchter von Akademiemitgliedern sexuell belästigt oder missbraucht haben.

Der nun erhobenen Anklage zufolge soll Arnault im Jahr 2011 eine Frau in Stockholm in zwei Fällen vergewaltigt haben. Im ersten Fall habe er die "stark verängstigte" Frau zum Sex gezwungen, Monate später habe er sie im Schlaf überfallen.

 Arnaults Ehefrau Katarina Frostenson
Arnaults Ehefrau Katarina Frostenson © APA/AFP/Scanpix/OLAFUR STEINAR GESTSSON (OLAFUR STEINAR GESTSSON)

Der Umgang mit dem Skandal sorgte innerhalb der Akademie für großen Streit. Sechs der insgesamt 18 Mitglieder legten ihre Ämter nieder, darunter auch Arnaults Ehefrau, das langjährige Akademie-Mitglied Katarina Frostenson. Die Vergabe des Literatur-Nobelpreises für das Jahr 2018 wurde daraufhin verschoben.

Im Zuge des Skandals war auch ans Tageslicht gekommen, dass ein von Arnault geführtes Kulturinstitut durch die Akademie über Jahre hinweg mit hohen Summen gefördert worden war. Die Akademie kappte inzwischen alle Verbindungen zu Arnault und seinem Institut.