Wer kennt die Geschichte von "Mamma Mia!" noch nicht? Sie entführt uns auf eine griechische Trauminsel, wo sich kurz vor ihrer Hochzeit die junge Sophie auf die Suche nach Ihrem Vater macht. Denn ihre Mutter Donna will ihr nicht verraten, wer der Herr Papa ist. Sophie findet ein altes Tagebuch von Donna, das ein Wegweiser sein könnte. Es gibt nur ein Problem! Drei Männer kommen in Frage. Deswegen lädt sie kurzerhand und geheim die drei in Frage kommenden Väter - Sam, Harry und Bill - zu ihrer Hochzeit ein, um die Wahrheit herauszufinden. Donna lädt indes zur eigenen Unterstützung ihre beiden besten Freundinnen Rosie und Tanja ein, mit denen sie vor mehr als 20 Jahren als "Donna & the Dynamos" aufgetreten ist. Die Ereignisse nehmen ihren Lauf . . .

Die deutschsprachige Originalversion des weltweiten Erfolgsmusicals (uraufgeführt 2002 in Hamburg, also drei Jahre nach der Weltpremiere in London) ist nun zum ersten Mal in Graz zu sehen. Es braucht ein oder zwei Hits der Schweden auf Deutsch, um die Skepsis abzuschütteln, doch dann kann man es als Bereicherung empfinden, die Ohrwürmer, die viele von uns seit den Jugendjahren kennen, in einer respektvollen Übersetzung zu erleben. Michael Kunze, der für Udo Jürgens die populärsten Texte geschrieben hat (u. a. "Griechischer Wein", "Ich war noch niemals in New York", "Ein ehrenwertes Haus") und im Musical-Genre einer der Schöpfer von "Elisabeth" und "Mozart!" ist, beweist mit seiner Übertragung von "Mamma Mia!" sein Gespür für Unterhaltung mit Haltung. Ob bei "Chiquitita", "Komm und wag's mit mir" oder "Durch meine Finger rinnt die Zeit" vom letzten ABBA-Studioalbum "The Visitors", wo sich die Musical-Affinität der ABBA-Köpfe Benny und Björn schon abgezeichnet hat. Und wer wird nicht weich, wenn er "Spiel dein Herz wie ein Tambourin" hört? (eine Zeile aus "Dancing Queen"). Ausnahme: "Leg dein Herz an eine Leine" für "Lay All Your Love On Me". Da passt die Botschaft nicht ...

Die Choreografien aus 1999 wirken auch 2018 noch unglaublich frisch und dynamisch, die Besetzung in Graz erfreut Augen und Ohren. Sabine Mayer als Donna macht die Rolle zu ihrer eigenen und versucht auch gesanglich, nie eine Kopie zu sein. Und wenn sie etwa in der Bridge von "Super Trouper" dann doch wie eine Schwester von Anni-Frid klingt, geht das Nostalgiker-Herz auf. Mit Katharina Gorgi bildet sie das seelenvolle Zentrum eines wunderbaren Ensembles (von Karim Khawatmi über Barbara Raunegger, Betty Vermeulen und Detlef Leistenschneider bis Marvin Kobus Schütt, Matthew Bailey und Peter Knauder), das beim Preview herzlichst beklatscht wurde. Da gab es nach zweieinhalb Stunden kein Sitzen mehr. Verständlich!

Also: nicht versäumen! Und endlich gelang es einem Veranstalter, aus der (breiten) Stadthalle eine Art Musical-Theater zu zaubern, was sich schon beim Entrée im Foyer durch kleine Veränderungen bemerkbar machte. Am Spielort selbst wurde durch seitliche "Abhängungen" und das Heranrücken der Tribünen ein nahes Bühnenerlebnis gefördert, was bisher selbst bei künstlerisch wertvollen Produktionen verhindert worden war ... und dadurch durch die kühle oder gar kalte Atmosphäre einen bitteren Beigeschmack hinterließ.

Mamma Mia! Das Musical mit den Hits von ABBA in deutscher Sprache. Noch bis zum 12. August, jeweils um 19.30 Uhr, samstags und sonntags auch Nachmittagsvorstellungen. Stadthalle Graz. Karten: Tel. (0 316) 871 871 11 und bei Ö-Ticket.