Peter Iljitsch Tschaikowskys Oper "Eugen Onegin" - das wohl populärste russische Musikdrama - hat Samstagabend am Landestheater Linz eine neue Inszenierung erlebt. Die Premiere im Großen Saal des Linzer Musiktheaters wurde vom Publikum mit großem Beifall aufgenommen. Der Jubel galt vor allem der musikalischen Seite des Abends.

Der aus Sri Lanka gebürtige, jedoch in Deutschland aufgewachsene 35-jährige Dirigent Leslie Suganandarajah feierte mit "Eugen Onegin" sein Operndebüt am Pult des Linzer Bruckner Orchesters. Diese Talentprobe hat er blendend bestanden. Sein Dirigat verlief stilsicher und mitreißend. Das Orchester folgte dem jungen Kapellmeister mit erkennbarer Anhänglichkeit. Damit erlebte Tschaikowskys Meisterwerk eine rundum erfreuliche Wiedergabe.

Dazu trug auch das durchwegs vorzügliche Solistenensemble auf der Bühne bei. Die polnische Sopranistin Izabela Matula wusste mit hochdramatischem Organ ihre stimmliche Dominanz zu wahren. Die Brief-Szene, mit der sie Eugen Onegin ihre schwärmerische Liebe gesteht, gestaltete die Sängerin besonders beeindruckend. Der von Tatjana vergeblich angehimmelte Titelheld fand in Martin Achrainer gesanglich und darstellerisch eine ideale Umsetzung. Zur Figur des Dichters Lenski hätte man sich zwar auch einen zur Partie ideal passenden lyrischen Tenor vorstellen können. Der Pole Rafal Bartminski konnte aber auch mit heldischem Einsatz überzeugen. Einen besonderen musikalischen Höhepunkt des Abends gestaltete Michael Wagner als Fürst Gremin mit seiner Arie über die Liebe zu Tatjana, seiner nunmehrigen Frau. Katherine Lerner - Gutsbesitzerin Larina, Jessica Eccleston - Olga) und Valentina Kutzarova - Amme) vervollständigten das erfreuliche Solistenensemble. Verlässlich wie immer der Chor des Landestheaters Linz in der Einstudierung durch Martin Zeller.

Die Inszenierung von Gregor Horres respektierte den musikalischen Vorrang des Abends durch sensible Personenführung und wurde darin durch die von Jan Bammes gestaltete Bühne und die Kostüme unterstützt. Ein Podium mit einem Dutzend Stühlen bildete einerseits Spielebene, wird andererseits aber auch zur Rückwand oder zur Raumdecke. In das vorherrschende zeitlose Grau des Raumes bringen die in der Handlungszeit der Oper angesiedelten Kostüme viel Farbe. In dieser Umgebung kann sich das Interesse stark auf die Emotionen und sich zuspitzenden Konflikte mit dem tödlichen Ende der Freundschaft zwischen Onegin und Lenski sowie der unerfüllten Liebe von Tatjana und Onegin konzentrieren. Der Premierenjubel dürfte sich zweifellos auch bei den folgenden Vorstellungen wiederholen.