Es wirkt wie ein vier Tage dauernder Moment gelebter Utopie: Wenn man durch die Messehallen der Art Dubai schlendert, die noch bis Samstag (24.3.) 105 Galerien aus 48 Ländern in unmittelbarer Nähe des berühmten Hotels Burj Al Arab versammelt, dann regiert Diversität und friedliches, fröhliches Zusammenleben. Zwei Dinge verbinden jedoch alle Gäste: Sie haben Interesse an Kunst. Und sie haben Geld.

Hier treffen Miniröcke und High Heels auf Kandora und Abaya, die traditionellen, bis zum Boden reichenden Oberbekleidungen der Arabischen Emirate für Männer (weiß) und Frauen (schwarz). Arabische Familien flanieren neben deutschen Sammler-Ehepaaren an den Messekojen vorbei, in den Lounges sitzen Käufer, Künstler und Kunstmanager aus den USA und Europa, Indien und China. An den Essständen in dem nachgebauten Tausend-und-eine-Nacht-Ambiente, dem man wohl auch in Disneyland oder in Las Vegas begegnen könnte, hört man von Russisch bis Spanisch so ziemlich alle Weltsprachen. Eleganz wetteifert mit Eloquenz, während gleich daneben Understatement überdeutlich betont wird.

Eine Pole Position inmitten diesen verrückten Treibens hat Ursula Krinzinger. Die auf hierzulande als "exotisch" eingestuften Märkten hoch aktive Wiener Galeristin zählt zu den Pionierinnen der ersten Stunde. Bei bisher zwölf Messen ist es ihre zwölfte Teilnahme an der Art Dubai. "Die ersten Jahre waren echt wild", schildert sie im Gespräch mit der Austria Presse Agentur ihre kulturellen Wüsten-Erfahrungen. "Doch seit fünf Jahren läuft es hier sehr gut. Man merkt, dass nun die Kinder der Besucher der ersten Stunde mit hervorragenden Ausbildungen von der ganzen Welt wieder zurückkommen und sich nun selbst für Kunst interessieren." Auch die hohe Zahl an Expats, an in den Emiraten lebenden Ausländern, trage zur Buntheit und Qualität des Messepublikums bei.

© AP (Jon Gambrell)

Bei der diesjährigen Art Dubai zeigt Krinzinger u.a. Arbeiten von Marina Abramovic, Martha Jungwirth und Eva Schlegel. Werke der beiden Letzteren hat sie in den vergangenen Jahren auch an Mitglieder des Herrscherhauses verkaufen können. Heuer hat sie bereits am zweiten Messetag die Kosten gedeckt. "Was jetzt noch kommt, ist nur erfreulich", sagt Krinzinger, die auch über die Platzierung von Kunstwerken im öffentlichen Raum in vielversprechenden Verhandlungen steht. Am Vortag hat sie den Louvre Abu Dhabi besucht und zeigt sich nicht nur von der tollen Architektur von Jean Nouvel angetan: Auch die Ausstellung mit ihren kulturgeschichtlichen Vergleichen sei sehr schön aufgebaut und leiste wichtige Vermittlungsarbeit in der Region.

Erst zum zweiten Mal auf der Art Dubai ist dagegen Gabriele Schober mit ihrer Galerie Bäckerstraße 4. Sie ist die zweite österreichische Teilnehmerin und wurde durch die Erfahrungen ihres Erstantretens im Vorjahr bestärkt. "Eine Teilnahme hier ist zwar schon alleine durch die wahnsinnigen Transportkosten viel teurer als bei einer Messe in Europa, aber dafür ist das Publikum hier deutlich internationaler. Und es ist nach wie vor neugierig. Diese Offenheit vermisse ich sehr in Europa."

© AP (Jon Gambrell)

In Dubai zeigt sie heuer in Kooperation mit der Stuttgarter Galerie Michael Sturm Arbeiten von Gerd Hasler, Henk Stallinga und Borjana Ventzislavova. Und auch Schober ist bereits am zweiten Messetag deutlich optimistisch. Dieses Mal könnte bei der Endabrechnung unterm Strich ein Plus stehen. Die Zeit, wo eine Präsenz bei der Art Dubai nur als strategisches Investment in die MENASA-Region (Mittlerer Osten, Nordafrika und Südostasien) anzusehen war, sind vorbei.