Ein altes  Schwarzweißfernsehgerät ist das  einzigen Requisit auf der ansonsten leeren Bühne. Genug Raum  für die schonungslose Anklage eines Sohnes. Warum hat der Vater, der immer so gerne von seinen Kriegserlebnissen erzählte, verschwiegen, dass die Engländer auf den so genannten Sautratten den Judenmassenmörder Odilo Globocnik verscharrt haben? Auf jenem Feld also, wo das Getreide für das "tägliche Brot " herkam, gewissermaßen direkt aus dem Kadaver heraus.

In zehn Kapiteln verbeißt sich der Text in die Sprachlosigkeit und das Schweigen im kreuzförmig angelegten Heimatdorf Kamering im Kärntner Drautal. Darüber hat Josef Winkler etliche Bücher geschrieben, das liest sich - in der formelhaften Beschwörung - gut. Aber taugt es fürs Theater? Und lässt sich das zwei Stunden lang aushalten?

Große Aufmerksamkeit

Bei der Uraufführung am Freitag herrschte zumindest große Aufmerksamkeit. Winklers Monolog mit dem irritierenden Titel "Lass dich heimgeigen, Vater oder Den Tod ins Herz mir schreibe" hat keine Handlung, sondern lebt aus der Sprache. Und er ist zwischendurch auch witzig, etwa wenn es heißt: "Das römisch-katholische Gewissen war immer schlecht."

Die katalanische Regisseurin Alia Luque hat Winklers Abrechnung auf fünf Personen (fünfmal Josef Winkler) verteilt, die sich tänzelnd - im Fernsehen singen permanent Schlagerstars der 1960er Jahre -  durch die Textmassen arbeiten.  Die  Strophen der  Ballade "Der Bauer schickt den Jockel aus", die die einzelnen Kapitel einleiten, steigern die Groteske um die erzwungene  Erinnerung und die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. "Schlag mich, ich spür nichts mehr", fordert der Sohn den Vater heraus. So direkt angesprochen, rutscht dem Alten die Hand nicht aus. Mit der Geschichte der Familie legt  Winkler auch den nationalsozialistischen Bodensatz offen. Da wird das Vergangene  erschreckend gegenwärtig.