Ein Satz aus "Danton Tod" von Georg Büchner liefert die Ausgangsbasis. Jener, wonach wir alle nur Puppen sind, Marionetten in einem gewaltsamen Spiel. Und eine Erkenntnis prägt die Mixtur aus dem Büchnerschen Abgesang auf die französische Revolution und aus Heiner Müllers pessimistischer Rückschau "Der Auftrag":  Die Revolution verlässt ihre Kinder. Und die treiben ein zynisches,  infantiles, zauberhaftes, rebellisches Spiel, das auch alle Möglichkeiten des Theaters auslotet. Und dafür verhalf Regisseur Jan-Christoph Gockel als Großmeister der Assoziationen und Allegorien gemeinsam mit dem genialen Puppenspieler Michael Pietsch einen neuen Autor zur imposanten Präsenz im Grazer Schauspielhaus: Heiner Büchner ist sein Name.

Antlitz der Welt

Die Inszenierung ist ein raffiniertes und ausgeklügtes Spiel über geplatzte Illusionen und hohle Phrasen. Keine Spur mehr von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, dafür aber ein anarchistischer Reigen, der alle Sinne bedient und auch auf den Schwachsinn der Demagogen und Volksverräter keineswegs vergisst. Geprägt durch grandiose Bühnenbilder, angereichert durch Filmsequenzen und Live-Musik,  werden in "Der Auftrag:Dantons Tod" dank einer großartigen Ensembleleistung alle Fäden und Register gezogen, um das wahre Antlitz der Welt zu zeigen - es ist eine Fratze. Traumhaftes und albtraumhaftes Theater zugleich. Ein dämonisches, spektakuläres Glanzstück hat sich entpuppt.