Einen Streifzug durch das bewegte Leben und die Errungenschaften sowie Schattenseiten der 40-jährige Regentschaft Maria Theresias (1717-1780) bietet die Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB).   Die kompakte Schau "Maria Theresia. Habsburgs mächtigste Frau" im Prunksaal der ÖNB macht den Auftakt für einen Veranstaltungsreigen zum 300. Geburtstag der "Kaiserin" am 13. Mai.

Als die junge und unerfahrene Maria Theresia 1740 als Erzherzogin von Österreich und Königin von Böhmen und Ungarn die Regierungsgeschäfte des Habsburgerreiches in schwierigen Zeiten übernahm, war noch nicht absehbar, dass sie einmal zum "Inbegriff einer selbstbewussten Herrscherin" würde, sagte ÖNB-Generaldirektorin Johanna Rachinger  bei einer Pressekonferenz anlässlich der anstehenden Eröffnung der bis 5. Juni laufenden Schau. Obwohl nie tatsächlich zur Kaiserin gekrönt, bestimmte sie über vier Jahrzehnte die Geschicke des Reichs und blieb als "Kaiserin Maria Theresia" im kollektiven Gedächtnis. Mit ihrem Wirken erbrachte sie laut Rachinger den Beweis, dass politisches Geschick "keine Frage des Geschlechts" ist.

Licht- und Schattenseiten

Bei all den positiven Attributen, die heute mit ihr verbunden werden - darunter zahlreiche Reformen, wie etwa die Einführung der Schulpflicht -, möchte man mit der Schau auch deutlich auf die "Schattenseiten" der Regentin hinweisen. Tief im Katholizismus verhaftet, konnte sie beispielsweise ihren ausgeprägten Antisemitismus "Zeit ihres Lebens nicht ablegen" und auch gegen Protestanten ging sie mitunter sehr hart vor, wie Rachinger ins Treffen führte.

Von all dem zeugt die in 16 thematische Stationen gegliederte Ausstellung. Den mehr als 160 Bildern, Druckwerken und Handschriften ist gemein, dass sie aus dem reichen Fundus der Nationalbibliothek stammen. "Einige der Objekte wurden noch nie gezeigt", betonte Michaela Pfundner, eine der Kuratorinnen der Ausstellung. Dazu gehören etwa fünf kunstvoll aus Stein geschnitzte Porträtminiaturen - sogenannte Kameen -, die im Zuge der Vorbereitungen zur Ausstellung neu entdeckt wurden, so die Mitarbeiterin des ÖNB-Bildarchivs.

Huldigungswerk

Ebenfalls noch nie gezeigt wurde das "Huldigungswerk", das anlässlich eines großen Festaktes entstand, bei dem die Niederösterreichischen Stände ihre Loyalität gegenüber der neuen Erzherzogin bekundeten. Das im Rahmen einer Crowdfundingaktion kürzlich aufwendig restaurierte Buch wird aus konservatorischen Gründen nur von 4. bis 23. April ausgestellt sein. Über die gesamte Ausstellungsdauer ist jedoch eine der über einen Meter langen Illustrationen des Werks zu sehen, wie Kuratorin Gabriele Mauthe ausführte.

Gegliedert ist die Annäherung an "Habsburgs mächtigste Frau" nach den verschiedenen Wirkungsbereichen Maria Theresias und ihres Mannes Franz Stephan. So erhalten Besucher etwa Einblicke in das Familienleben am damaligen Hof, den Aufschwung der Wissenschaften, für den vor allem ihr Ehemann verantwortlich war, sowie die zahlreichen Modernisierungen unter der Regentin.

Verbotene Bücher

Auch der damaligen Bücherzensur ist ein Schwerpunkt gewidmet: Verbotene Bücher wurden damals im "Catalogus Librorum Prohibitorum" verzeichnet. Allerdings landete der Katalog 1777 selbst auf dem Index, war er doch zum umfassenden Führer "durch die 'anrüchige' Literatur geworden", wie Mauthe erklärte.

Mit dem Veranstaltungsreigen um den runden Geburtstag Maria Theresias geht es am 15. März weiter, wenn die Schau "300 Jahre Maria Theresia: Strategin - Mutter - Regentin" (bis 29. November) an vier Standorten (die Schlösser Hof und Niederweiden sowie im Hofmobiliendepot und der Wagenburg) eröffnet wird. Einen detaillierten wissenschaftlichen Blick auf die "Kaiserin" wirft vom 29. bis 31. März die Konferenz "Kaiserin Maria Theresia (1717-1780). Repräsentation und visuelle Kommunikation" an der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und dem Kunsthistorischen Museum Wien.