Ein Gastspiel, zu dem Künstlerinnen und Künstler aus Paris eingeflogen werden, ist gemeinhin unfinanzierbar für einen Kulturverein wie SPD Roz. Als Hausregisseur und Schauspieler Marjan Stikar hörte, dass "Momentum - Allee der Augenblicke" in Ljubljana wieder aufgenommen wird, nutzte er blitzartig die Gunst der Stunde und lud die Produktion nach St. Jakob im Rosental/Sentjakob ein.

Die Laibacher Uraufführung von "Momentum" im letzten Herbst stieß auf äußerst positive Resonanz bei Publikum und Presse. Man lobte das temperamentvolle, sechzehnköpfige Ensemble sowie den Einfallsreichtum, mit welchem Choreografin und Tänzerin Masa Kagao Knez westafrikanische mit mitteleuropäischer Tanz- und Musikpraxis konfrontiert. Für Knez selbst ist der Augenblick die beste Lebensschule schlechthin. "Wenn wir in den Moment eintauchen und uns gegenseitig zuhören, dann ist friedliche Koexistenz möglich", so die quirlige Choreografin im Interview.

Marjan Stikar begegnet durch dieses Gastspiel einer Spielgefährtin aus Kindertagen. Masas Mutter, Jasna Knez, unterrichtete als eine der führenden Ausdruckstänzerinnen Jugoslawiens in den 1980er-Jahren regelmäßig Kinder und Erwachsene im Kulturverein SPD Roz. Tochter Masa war immer dabei.

Masas Interesse an afrikanischen Tanzformen entwickelte sich jedoch erst im Erwachsenenalter, als sie sich für den kulturellen Hintergrund ihres Vaters aus Burkina Faso zu interessieren begann. Eine Ausbildung am Georges-Momboye-Institut für traditionellen und zeitgenössischen afrikanischen Tanz in Paris folgte. Ihre künstlerische Arbeit schürft seither an den Schnittstellen der Kontinente. Dabei setzt Masa Kagao Knez nicht auf spektakuläre Attraktionen à la Andre Hellers "Afrika Afrika!", sondern sucht das Verbindende im multikulturellen Cast, in Musik, Rhythmus, Tanz und Story. In "Momentum - Allee der Augenblicke" rappt, tanzt, trommelt, singt, wirbelt, wippt, rollt und springt man voller Hingabe, ohne ruhige Momente der Innenschau zu scheuen.

Für Marjan Stikar fügt sich dieses Gastspiel optimal in die Programmierung des SPD Roz. Er selbst inszenierte 2014 das Stück "Mama Afrika" von Ad de Bont mit der hauseigenen Jugendkompanie "Teatr Zora". Damals unterstützte ihn Masa Kagao Knez als Choreografin. "Nun zeigt sie endlich eine eigene Arbeit", freut sich Stikar. Sollte alles klappen, so will man zukünftig ein Mal pro Jahr zeitgenössischen Tanz aus Slowenien über den Loibl holen.

INGRID TÜRK-CHLAPEK