Der amerikanische Präsident Barack Obama durfte als Erster die sechste Staffel von „Game of Thrones“ ansehen. Für den Rest der GOT-Fangemeinde hieß es bislang: Bitte warten. Doch jetzt ist es auch für das „gemeine Fußvolk“ weltweit so weit. Der Kult geht weiter!

Ausgelöst wurde der Megahype rund um die sechste Staffel, weil es weder eine Romanvorlage gibt noch das Drehbuch aus der Feder von Schriftsteller George R. R. Martin stammt. Doch die Drehbuchautoren David Benioff, Daniel Brett Weiss und Bryan Cogman wissen, was sie den Fans schuldig sind, und haben sich für die sechste Staffel einen besonders vielversprechenden Titel einfallen lassen: „The Dead Are Coming“. Oder anders gesagt: Eine Menge Köpfe werden im Spiel um den Thron rollen. Die Frage ist nur: Für wen heißt es game over, das Spiel ist aus? Und natürlich stellen wir genau diese Frage den beiden Fernsehlieblingen Nikolaj Coster-Waldau und Emilia Clarke.

Beginnen wir mit der Frage, die die Fans am brennendsten interessiert. Ist Jon Schnee (dargestellt von Kit Harington) tot?
NIKOLAJ COSTER-WALDAU: So viel kann ich sagen, Kit wird es überleben, er ist ein großartiger Schauspieler. Kit war von der ersten Folge an dabei; ihn nicht mehr am Set zu sehen, ist gewöhnungsbedürftig.

Die sechste Staffel wurde nicht von George R. R. Martin geschrieben, sondern von Showrunners, also angeheuerten Serienschreibern. Was hat sich dadurch für euch geändert?
CLARKE: Die Staffel ist so intensiv, dass es mich nicht wundern würde, wenn der Fernseher explodiert. Bei jedem geht es um Leben oder Tod. Niemand wiegt sich in Sicherheit.
COSTER-WALDAU: Insgesamt halte ich die sechste Staffel für engmaschiger, und das Ende schwebt wie ein Damoklesschwert über unseren Köpfen.

Entsprechend vielsagend der Titel „The Dead Are Coming“.
CLARKE: Ich möchte da eine metaphorische Brücke in unsere Zeit schlagen. Jahrelang wird über globale Erwärmung geredet, nur eines Tages ist sie raue Wirklichkeit.
COSTER-WALDAU: Ja, wann wird die Menschheit endlich kapieren, dass wir alle im selben Boot sitzen? Je länger sich Menschen bekriegen, desto mehr Verlierer gibt es und desto eisiger der Winter.

Welchen Serientod würden Sie sich wünschen?
COSTER-WALDAU: Altersschwäche wäre ein schöner Fernsehtod, bloß, das wird es wohl nicht spielen.
Wie, glauben Sie, wird es für Jaime Lannister, den Sie verkörpern, weitergehen?
COSTER-WALDAU: Keine Ahnung. Jaime Lannisters Lebensmotto ist: Ich mache alles aus Liebe. Von der Lannister-Dynastie sind nur er und seine Schwester Cersei übrig geblieben, allerdings total entmachtet. Der neue Machthaber will die Geschwister loswerden. Ich gehe davon aus, dass Jaime Lannister nicht das Ende der Serie erlebt, und kann mir daher vorstellen, dass Jaime sein Leben für seine Schwester opfert.

Und was passiert mit Ihrer Serienrolle, mit Daenerys Targaryen?
CLARKE: Daenerys war in der fünften Staffel zum ersten Mal ganz allein auf sich gestellt. Nicht einmal ihre stärkste Waffe, die Drachen, nützten ihr. Diese ungewohnt neue Situation zwingt sie zu lernen, dass sie sich nicht auf diese Waffe verlassen kann. Gleichzeitig ist es die Chance, das bisher Gelernte umzusetzen. „Game of Thrones“ ist in der Vergangenheit wegen einiger Szenen heftig kritisiert worden, was wir nun erleben, ist die Stärkung der Frau. Ich bin selbst eine Frau und freue mich daher besonders, an ihr das Erstarken der Weiblichkeit auszuleben. Heuer ist das Jahr der Frauen, das unterschreibe ich definitiv.

Gäbe es tatsächlich Drachen, was würden Sie am liebsten mit ihnen tun?
CLARKE: Cool fände ich es, auf dem Rücken eines Drachen ins Paradies zu fliegen.

Wie stark definiert eigentlich die Location Ihre Rolle?
CLARKE: Die goldenen Sandfarben der Wüste definieren sicherlich die Rolle Daenerys, und wir assoziieren sie auch damit. Das erhöht natürlich die Magie. Es wäre zu schön, gäbe es diese fabelhaften Orte auch in Wirklichkeit. Tatsächlich sind es vier Locations, an denen wir heuer drehten, und Hunderte Set-Designer, Maskenbildner, Kostümbildner plagten sich Tag und Nacht, um die Staffel noch epischer und fantastischer zu gestalten.

„Game of Thrones“ hat Sie berühmt gemacht. Können Sie eigentlich noch weggehen, ohne von den Fans erkannt zu werden?
CLARKE: Doch, aber nur für eine halbe Stunde. Meistens trage ich eine Perücke, und meine Freunde bestellen die Getränke für mich. Aber irgendwann kommt dann doch der Punkt, wo im Lokal die Stimmung umschlägt: Entweder tuscheln die Gäste oder drehen sich in die Richtung unseres Tisches. Da ist es an der Zeit, die Zeche zu zahlen und nach Hause zu gehen.

Und wie sieht das bei Ihnen aus? Sie sind ja der Liebling aller Frauen.
COSTER-WALDAU: Für mich selbst ist es kein allzu großes Problem. Aber meine Frau nervt es gelegentlich, sie kriegt den Rummel viel mehr mit als ich.

Trotzdem: Der Ruf des Herzensbrechers ist ja nicht unschmeichelhaft.
COSTER-WALDAU: Ganz ehrlich, das hat nichts mit mir persönlich zu tun. Ich bin seit 18 Jahren verheiratet und nicht auf dem Date-Trip. Auch laufe ich zu Hause nicht als schöner Ritter mit einem Schwert durch die Gegend. Das tut Jaime Lannister, meine Rolle. Als Schauspieler lernt man, gewisse Dinge zu relativieren. Bei mir war das 1994 nach meinem ersten Erfolg. Der Thriller „Nightwatch“ wurde in Dänemark zur Sensation, und plötzlich sind mir die Frauen nachgelaufen. Davor nicht.

Was war das seltsamste Fan-Geschenk?
COSTER-WALDAU: Bananenbrot. Das wird traditionell zum Geburtstag geschenkt. So stand es auf meinem Twitter-Account, den ein Fan gelesen hat. Ich hatte das schon längst vergessen und war dementsprechend perplex, als mir in Dubai ein Fan einen Laib selbst gebackenes Bananenbrot in die Hand drückte.