Die 57. Kunstbiennale von Venedig steht unter der Leitung der Französin Christine Macel, seit dem Jahr 2000 Chefkuratorin am Pariser Centre Pompidou, und findet von 13. Mai bis 26. November 2017 statt.

"Dieses internationale Schaufenster sollten Künstler bespielen, die auf der Höhe ihrer Schaffenskraft sind", begründete Steinle am Freitag ihre Wahl zweier bereits längst renommierter Positionen, die in zahlreichen Museen vertreten sind und schon mit vielen Einzelausstellungen gewürdigt wurden.

Als Gemeinsamkeit von Kowanz und Wurm sieht Steinle ihre Arbeit "an der Schnittstelle zu Architektur". Kowanz "hat den Bildbegriff in Richtung Licht erweitert", Wurm stehe für die Erweiterung des Objektbegriffs in Richtung neue Medien, aber auch in Richtung des Performativen. An eine Verschränkung ihrer Positionen sei allerdings nicht gedacht: "Das ist eigentlich auszuschließen", sagte die Kommissärin, die (neben anderen Kandidaten) im Februar auf Einladung ein Konzept vorgelegt hatte und damit den Kulturminister überzeugen konnte.

In den Presseunterlagen heißt es "Pavillon: Erwin Wurm, Licht-Pavillon: Brigitte Kowanz". Details waren den Künstlern heute noch nicht zu entlocken, es sei ja noch ein Jahr Vorbereitungszeit. Kowanz versicherte, ihr Thema von Raum, Licht und konzeptionellen Räumen auch in Venedig fortsetzen zu wollen. Steinle deutete an, dass Kowanzs Arbeiten möglicherweise gartenseitig gezeigt werden. Wurm meinte lediglich: "Ich weiß nicht, was ich machen werde. Ich weiß nur, dass ich nicht auf den Pavillon reagieren werde."

Steinle freute sich über die Auszeichnung und die Ehre, den Österreich-Pavillon kuratieren zu dürfen. Ihren nicht friktionsfreien Abgang von der Neuen Galerie kommentierte sie heute pointiert: "Das war verbrannte Milch und hat lange schlecht gerochen." Mit der Biennale-Leiterin Christine Macel verbindet sie übrigens ausgerechnet Erwin Wurm: Macel war ihre Co-Kuratorin und Katalog-Mitautorin bei der Schau "Fat Survival. Handlungsformen der Skulptur", die 2002 von der Neuen Galerie Graz an das Centre National de la photographie in Paris ging.

Kowanz und Wurm sind beide Träger des Großen Österreichischen Staatspreises und Mitglieder des Österreichischen Kunstsenats. Brigitte Kowanz wurde 1957 in Wien geboren und studierte von 1975 bis 1980 an der Hochschule (nunmehr: Universität) für angewandte Kunst. Seit 1997 hat sie dort eine Professur für Medienkunst/Medienübergreifende Kunst inne. Bereits 1984 wurden Arbeiten von ihr auf der Biennale in Venedig ausgestellt. Solo-Ausstellungen hatte Kowanz u.a. in Eindhoven, München, Venedig, Berlin und Brüssel. Interventionen im architektonischen Bereich gestaltete sie u.a. in der Arbeiterkammer in Linz, im Museum Liaunig (Neuhaus) sowie am Max Planck Institut für molekulare Biomedizin (Münster).

Erwin Wurm wurde 1954 in Bruck an der Mur geboren, studierte am Mozarteum in Salzburg und an der Hochschule für angewandte Kunst sowie an der Akademie der bildenden Künste in Wien und lebt und arbeitet heute in Wien und Limberg in Niederösterreich. Er ist einer der erfolgreichsten heimischen Gegenwartskünstler und steht international für die Erweiterung des Skulpturenbegriffes im Grenzbereich zwischen Skulptur, Aktion und Performance. Zu seinen wichtigsten Arbeiten zählen die "one minute sculptures", der "Fat convertible"-Porsche und das 2011 bei der Biennale in Venedig vorgestellte "narrow house".