Sie ist eine der gefragtesten Schauspielerinnen und derzeit in Film und TV ungemein präsent: Franziska Weisz. Am 30. März ist die Wienerin und Wahl-Berlinerin im ORF-Antiheimatfilm „Ein Geheimnis im Dorf – Schwester und Bruder als Neo-Bürgermeisterin zu sehen.

Ab 1. April verkörpert sie im Kinodrama „Hannas schlafende Hunde“ eine jüdische Frau, die ihre Identität im Nachkriegsösterreich hinter dem Katholizismus tarnt. Und: Für ihr Spiel im ORF-Burgenland-Landkrimi „Kreuz des Südens“ ist sie als beste Seriendarstellerin für eine Romy nominiert. Heute debütiert die 35-Jährige als neue, unterkühlte Ermittlerin Julia Grosz im „Tatort“-Fall „Zorn Gottes“ in Hannover.


Wie kam es zu Ihrem „Tatort“-Engagement?
FRANZISKA WEISZ: Weil das so eine großartige Neuigkeit ist, würde ich gerne eine tolle Geschichte mit Knalleffekt erzählen. Aber es war einfach nur eine Einladung zu einem Casting, danach habe ich den Anruf und die Zusage bekommen. Ganz banal.


Für viele Menschen ist der „Tatort“ sonntags um 20.15 Uhr Kult und Ritual. Geht für Sie mit dem Eintritt in die „Tatort“-Familie ein Wunsch in Erfüllung?
WEISZ: Ich habe sofort Ja gesagt, obwohl ich selbst nicht der große Krimifan bin. Für mich zählt immer nur, ob der Film gut ist, mich die Geschichte interessiert und die Schauspieler mich mitnehmen – dann schaue ich mir gerne auch einen Krimi an.

Sie spielen die Polizistin Julia Grosz über die der Zuseher so gut wie nichts Persönliches erfährt. Sie steckt in einer Uniform und man wird den Eindruck nicht los, dass sie sich darin versteckt.
WEISZ: Ja, sie versteckt sich – auch weit hinter ihren beruflichen Kompetenzen und weit hinter dem Ehrgeiz, den sie einmal hatte. Mit dieser Uniform schirmt sie sich ab. Sie lässt auch Partner Falke abblitzen. Sie hat Dinge im Afghanistan-Krieg erlebt, die die meisten Menschen nicht erlebt haben. Sie macht den Deckel zu – und das ist auch gut so erstmals.


Wird sie künftig aufbrechen?
WEISZ: Ich glaube ein Stück weit bricht sie schon auf, weil Falke sie hartnäckig versucht, aus der Reserve zu locken. Wie sich die Figur weiterentwickeln wird, weiß ich selber noch nicht. Das ist ja das Tolle am „Tatort“, dass man die Figur nicht in 90 Minuten fertig erzählt haben muss.


Und aktuell: Was sind Ihre nächsten Projekte?
WEISZ: Ich drehe gerade einen Kinofilm in Berlin unter der Regie von Alexandra Sell. Die Geschichte spielt im Eislaufkunstmilieu. Ich bin eine ehemalige Eisprinzessin, die kleine Schülerinnen quält. Ich stehe an der Bande und brülle. Im Herbst bin ich in zwei Filmen zu sehen – im Thriller „Tödliche Gefühle“ im Hitchcock-Stil und im TV-Politdrama „Die vierte Gewalt“ – da spiele ich eine Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, die in Intrigen verwickelt wird.


Ihr Portfolio ist extrem vielschichtig: Was fehlt Ihnen noch?
WEISZ: Ich sehne mich nach Rollen, die ich noch nicht gespielt habe. Es ist großartig, dass ich bis jetzt nicht in einer Schublade gelandet bin. Das stete Verwandeln und Verändern macht für mich die Magie dieses Berufes aus. Und es ist mir egal, ob es fürs Kino, TV oder fürs Web ist. Für mich persönlich wünsche ich mir mehr Komödien; es gibt meiner Meinung nach zu wenige, die den cineastischen Anspruch erfüllen.


Zuletzt waren sie in „Homeland“ an der Seite von Claire Danes zu sehen. Wie war es?
WEISZ: Ich bin Homeland-Fan der ersten Stunde. Ich habe einen Drehtag mit Claire Danes verbracht, das war eine schöne Erfahrung. Im Moment der Szene ist es egal – da musst du ausschalten und nicht daran denken, wer dir gegenübersteht. Sie ist jemand, der sich total in den Moment reinschmeißt – und das mache ich auch. Diese Essenz suche ich: schöne wahrhaftige Momente.