Er warne die Zuseher davor, dass "Model" gewaltsamstes Ballett sei, erklärte Siegal im Vorgespräch. Kein Wunder, zählt Dantes "Inferno" doch zu den maßgeblichen Inspirationen dieser Arbeit. Zu spannungsgeladenen, die Trommelfelle strapazierenden Elektrobeats und wummernden Sounds von Lorenzo Bianchi Hoesch, die das Publikum zu den ausgeteilten Ohrstöpseln greifen ließen, und einer höchst ausgefeilten Lichttechnik, die sich im zweiten Teil auch stroboskopischer Effekte bedient, hinterlässt das Stück bei aller bewundernswerten Virtuosität des Ensembles doch auch ein wenig Zwiespalt.

Fantasy-Wesen im Leder-Look

Der halbstündige erste Teil des Abends ("Metric Dozens") fungiert gleichsam als Prolog und fasziniert durch mitreißende Power und verblüffend professionelle Umsetzung höchster Werbeästhetik. Staunend folgt man den wie automatisiert wirkenden Bewegungen der Tänzer, deren gestisches Repertoire in jedem Moment State of the Art im obersten Qualitätssegment des Showgenres signalisieren. Das sind die eigentlichen "Models" - ein grandioses Perpetuum mobile mit Fantasy-Wesen im Leder-Look, ein perfekt choreografierter Mega-Comic, ein mitreißend inszenierter Catwalk.

Fegefeuer

Doch das Fegefeuer - es ist auch ein hörbares Trommelfeuer - folgt auf dem Fuß. Wie Insekten schwirren die Wesen nun umher, geraten aneinander und sichtlich in Konflikt mit den beiden Welten des Paradieses und der Hölle, wie die Leuchtschrift unübersehbar erläutert. Ermattet brandet der Schlussapplaus auf, schwächer als vor der Pause. So ein vielfach befrachtetes Werk kann eben sehr anstrengend sein. Sonst wär's ja keines.