Mister Jackman, „Pan“ ist sozusagen ein Prequel und zeigt, wie der Waisenknabe Peter zu Peter Pan wird, der fliegen kann, in die Fänge des Piraten Blackbeard gerät und nach Neverland kommt. War es für Regisseur Joe Wright schwierig, Sie für die Blackbeard-Rolle zu begeistern?
HUGH JACKMAN: Als ich Joe zum ersten Mal traf, bat ich ihn: „Erkläre mir diese Welt, erkläre mir Neverland!“ Er verwies mich auf traumhafte Landschaften in „National Geographic“. Als die Rede auf Blackbeard kam, zeigte er mir ein Bild – von mir, aber entsprechend verändert. Es sah aus wie ein altes Gemälde, das schon Risse bekommen hat. Ich war amüsiert und sagte: „Joe, du hast achtzig Prozent meiner schauspielerischen Aufgabe bereits vorab erledigt. O. k., ich bin dabei!“

Die Kampfszenen waren kein Problem?
JACKMAN: Nicht wirklich. Ich hatte schon an der Schauspielschule fechten gelernt und war gar nicht so schlecht. Daher war es mir ein großes Vergnügen, diese Kenntnisse für „Pan“ wieder aufzufrischen.

Blackbeard ist natürlich ein übler Schurke. Wer sind Ihre Kino-Lieblingsschurken?
JACKMAN: Natürlich Anthony Hopkins als Hannibal Lecter und Alan Rickman in „Stirb langsam“. Beide haben ihren Rollen auch selbstironische Züge verliehen, das gefiel mir und ich habe es auch mit Blackbeard so gehalten.

     Hugh Jackman als Pirat Blackbeard in „Pan“: „Der Schurke soll so sein, wie es sich im Märchen gehört. Die Kids wollen das ja auch so“
Hugh Jackman als Pirat Blackbeard in „Pan“: „Der Schurke soll so sein, wie es sich im Märchen gehört. Die Kids wollen das ja auch so“ © WARNER BROS

So weit, dass Blackbeard sogar die Perücke runtergerissen wird und er mit Glatze dasteht. Eine echte?
JACKMAN: Ich habe gefragt, wie lange es jeweils dauernd würde, mir eine Glatzenperücke anzupassen. Als ich hörte: „45 Minuten“, habe ich gesagt: „Gebt mir den Rasierer!“

Könnte Blackbeard die Kids im Kino sehr erschrecken?
JACKMAN: Das wollen die Kids ja. Der Schurke soll sein, wie es sich im Märchen gehört. Mit Verrücktheiten und Fantasien.

Der Darsteller des Peter ist ein hochbegabter Bub namens Levi Miller und kommt, wie Sie, aus Australien. Haben Sie mit ihm gleich guten Kontakt gehabt?
JACKMAN: Er kam und sprach mich mit „Mr. Jackman“ an. Ich antwortete: „Mr. Jackman ist mein Vater. Ich bin Hugh!“ Damit war das Eis sofort gebrochen.

Apropos Mr. Jackman, der Vater. Wie war er?
JACKMAN: Ein großartiger Mann. Meine Mutter wollte unbedingt nach England zurück, als ich acht Jahre alt war. Und Vater stand auf einmal mit fünf Kindern da. Doch er hat sich vorbildlich um uns gekümmert, war immer für uns da, hat ordentliche Menschen aus uns gemacht. Ich ziehe meinen Hut vor ihm.

So vorbildliche Menschen, dass Sie in Hollywood als der netteste, liebenswürdigste männliche Star gelten. Was sagen Sie dazu?
JACKMAN: Meine Mutter wurde jetzt bei der Londoner Premiere mit dieser Frage konfrontiert. Sie antwortete: „Was soll dieses Herumgerede? Bei uns nennt man das nur gutes Benehmen.“ Mehr kann ich auch nicht dazu sagen.

Der nette Kerl spielt aber auch brutale Rollen. Zum Beispiel Wolverine. 2016 werden Sie in „X-Men: Apocalypse“ wieder in dieser Rolle zu sehen sind, im März 2017 kommt ein eigenes „Wolverine“-Abenteuer. Wie taugt es Ihnen, ein „Held“ wie er zu sein?
JACKMAN: In Wirklichkeit bin ich das genaue Gegenteil. Sie würden staunen, wenn Sie mich bei den Proben sehen würden. Dabei würden Sie erleben, wie patschert ich eigentlich bin.

Da es regelmäßig „Wolverine“-Fortsetzungen gibt, müssen Sie aber eine Top-Kondition haben?
JACKMAN: Ich habe mir ein paar weise Worte meines Kollegen Will Smith gemerkt. Er hat einmal gesagt: „Es ist einfacher, fit zu bleiben, als sich jedes Mal aufs Neue fit zu machen.“

Wie lebt der Anti-Star privat?
JACKMAN: Ich beschäftige nicht einmal eine Sekretärin, habe zu Hause nur eine „Höhle“ für mich. Die wird von meiner Frau dekoriert. Ich überlasse es ihr, für unser Wohlbehagen zu sorgen. Denn: Ist die Frau glücklich, ist das Leben gut . . .

INTERVIEW: LUIGI HEINRICH