Ein Mauerblümchen ist Diana Krall keineswegs: Die kanadische Jazzsängerin hat mehrere Millionen Tonträger verkauft und nennt fünf Grammys ihr Eigen. Für ihr Album "Wallflower" hat sie dennoch einen eher schüchternen Titel gewählt. Wobei sich die 50-Jährige in den zwölf Coverversionen zumindest auf dem Papier aus dem Fenster lehnt, sind es doch eigentlich Popsongs. Am Mittwoch gastiert sie in Wien.

Auf ihrer jüngsten Studioarbeit finden sich Interpretationen von "California Dreamin" der Mamas & the Papas - eine reduzierte, geradezu melancholische Version - oder Elton Johns "Sorry Seems To Be The Hardest Word". Aber auch Stücke, die durch die Eagles, Gilbert O'Sullivan oder Crowded House bekannt wurden, tummeln sich auf dem nach einem Bob-Dylan-Song betitelten "Wallflower" - stets im Krall'schen Soundkleid, teils opulent orchestriert, dann wieder ganz auf Pianobegleitung und ihre Stimme zugeschnitten. Ob sie davon auch beim Auftritt in der Stadthalle reichlich serviert, bleibt abzuwarten - zuletzt stand bei ihren Konzerten meist wieder das Jazzschaffen im Fokus.

Zeitlose Schönheit

Dennoch: Wenn die Musikerin, die noch 2012 bei ihrem Wien-Gig in die 1920er-Jahre entführt hat, nun die große Popgeste versucht, dann ohne ihre Komfortzone wirklich zu verlassen. Muss sie auch nicht, kann Krall doch nicht nur auf die Bekanntheit der gewählten Stücke setzen, sondern übersetzt Populäres konsequent in ihr Universum. "Meine Intention war es, Lieder einzuspielen, die mich begleiteten, als ich Teenager war und erwachsen wurde. Und darüber hinaus. Songs von zeitloser Schönheit, die mich und andere bis heute begeistern", hatte sie zur Veröffentlichung des Albums Anfang des Jahres gegenüber dem "Spiegel" erklärt.

Das Verwischen der Genre-Grenzen scheint für Krall jedenfalls kein Problem darzustellen. "Wissen Sie, wie schwer es ist, als Jazz-Künstler heutzutage überhaupt noch Aufmerksamkeit zu bekommen und Platten zu verkaufen? Ach, das gilt eigentlich für alle Künstler. Da ist es mit völlig egal, in welcher Kategorie ich die Nummer 1 bin. Hauptsache, die Leute kaufen die Musik. Das ist doch großartig." Unterstützung erhielt sie auf "Wallflower" von ihren Landsleuten Bryan Adams und Michael Buble, die für "Feels Like Home" sowie "Alone Again (Naturally)" ebenfalls ihre Stimme erheben durften. In Österreich reichte es jedenfalls zu Platz 5 in den Charts. Die Fans dürften aber ohnehin auf die Live-Begegnung am 21. Oktober hinfiebern.

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