Romantik so süß wie Erdbeertorte. Klischees so patzig wie Schlagobers. Wer zu „Inga Lindström“-Liebesfilmen schmachtet, weiß, was ihn erwartet: rote Holzhäuschen, Sonnenuntergänge vor dem Mälaren oder der Ostsee und eine junge Frau, die – gestresst vom Job in der Stadt – aufs Land zieht, nach dem Sinn des Lebens fahndet und diesen mithilfe eines bodenständigen Feschaks findet – die Liebe gleich dazu.

Happy-End-Garantie

Ein simples Strickmuster mit den immer gleichen Zutaten. Das ist bei der 59. Folge „Süße Leidenschaft“ (heute ZDF, 20.15 Uhr) nicht anders.

Die junge Patisseurin Hilla (Josephin Busch) ergattert ihren Traumjob in einem kleinen, luxuriösen Hotel, das mit Geldnöten kämpft. Ihr Beziehungsstatus ist kompliziert und ihr Chef streift das Lob für ihre Kreationen ein. Der neue Angestellte Jonas unterstützt Hilla, verschweigt ihr aber, dass er der Sohn eines Hotelmagnaten ist und das Haus ausspionieren soll. Keine Sorge: Das Happy End ist so sicher wie Hej! – das einzige schwedische Wort in den Filmen.

Sommerliebe

Im Schnitt schauen 5,14 Millionen Deutsche auf ZDF zu, der ORF zeigt die Filme derzeit nicht. Hinter dem Pseudonym Inga Lindström steckt die deutsche Drehbuchautorin Christiane Sadlo. Sie befördert ihre Zuseher seit 2004 in die Sehnsuchtsorte Södermanland, Stockholm und neuerdings auch nach Öland. „Liebesgeschichten sind universell“, sagt Sadlo zur Kleinen Zeitung. Mann und Frau müssten sich irgendwie treffen, Hindernisse überwinden, sich am Ende kriegen. „Das Muster ist ähnlich. Aber es sind unterschiedliche Geschichten, geschrieben vom Leben. Reden Sie mit zehn Freundinnen über ihre Liebesgeschichten und Sie hören zehn verschiedene Storys.“ Obwohl es nur um Mann oder Frau gehe. „Andere Beziehungs-Konstellationen gibt es bereits in meinem Kopf.“ Der Sender ist dafür (noch) nicht reif. Genauso wie in puncto Ausgang: „Ich bräuchte kein Happy End, der Sender schon.“

Moderner als Rosamunde Pilcher

Ihre Frauenfiguren, betont Sadlo, seien viel moderner als bei Rosamunde Pilcher: „Dort wünschen sich Frauen gerne den Lord. Bei mir suchen sie nicht den Ernährer, sondern freuen sich über die Liebe.“ Denn: „Die Sehnsüchte der Frauen sind heute ähnlich wie vor 50 Jahren. Letztlich wünscht man sich in dieser globalisierten Welt, dass man jemanden findet, der mit einem ein Stück des Weges geht.“

Das „Bullerbü“-Syndrom

Kulisse der Märchen, die stets im kurzen schwedischen Sommer gedreht werden: sehnsuchtsträchtige Buchten, niedliche Orte, entzückende Cafés, Ponyhöfe. Oder wie Sadlo es nennt: „Eine Gegend, die verspricht, noch harmonisch sein zu dürfen.“ Dafür existiert sogar ein wissenschaftlicher Begriff: Berthold Franke, einst Leiter des Goethe-Instituts in Stockholm, bezeichnete die Liebe der Deutschen und Österreicher zum schwedischen Landleben als „Bullerbü-Syndrom“ – angelehnt an Astrid Lindgrens Klassiker „Die Kinder aus Bullerbü.“ Ein Begriff, der im schwedischen Feuilleton lebhaft diskutiert wurde. Folge: Seit 2008 zählt er zum Wortschatz des schwedischen Sprachrates. Und das, obwohl die Filme gar nicht im schwedischen TV laufen.