Das Ostergelächter, den bis in das 19. Jahrhundert praktizierten Brauch, in der Osterpredigt die Teilnehmer am Gottesdienst zum Lachen zu bringen, nützte Nikolaus Harnoncourt als Argument, um es den Besuchern seines "styriarte"-Konzerts in Stainz freizustellen, in der Pfarrkirche zu lachen.

Um das Verständnis für seine Werkwahl und seine Interpretation sicherzustellen, wandte sich der Dirigent vor dem Konzert an das Publikum und klärte es darüber auf, dass er Joseph Haydns Symphonie Nr. 97, mit der er dem Festivalmotto "... und lachte" seine Reverenz erwies, nicht nur für die "witzigste Symphonie" Haydns, sondern überhaupt der gesamten Wiener Klassik halte.
Was die mit dem damaligen musikalischen Vokabular vertrauten Zeitgenossen des Komponisten so sehr amüsiert hat, sind in erster Linie für den heutigen Hörer weniger ohrenfällige Regelverstöße, aber auch Passagen, die Harnoncourt als "zynisches Lachen" oder "fettes Gelächter" charakterisierte.

Mit seinem Concentus Musicus Wien lieferte der Dirigent dann den klingenden Beweis für seine These, indem er das Ungewohnte, Exzentrische und Bissige dieser Haydn-Symphonie ans Tageslicht förderte. Da klang das Fagottsolo im Kopfsatz wie höhnisches Gelächter, unterliefen die weit voneinander abgesetzten Schlussakkorde die Erwartungshaltung der Zuhörer. Nachhaltig unterstrich Harnoncourt in der dritten Variation des Adagios Haydns Effekt, die Violinen "al ponticello" spielen zu lassen, also möglichst nahe am Steg, was zu ungewöhnlicher Klangschärfe führt. Im Menuett sorgten die von Haydn gegen den Takt gesetzten Akzente, die vorzeitigen Einsätze der Pauke und das als Huldigung an seinen Londoner Impresario Johann Peter Salomon geschaffene, um eine Oktave zu hoch angesiedelte Violinsolo für amüsante Verwirrung. Bohrend und besessen hämmerten im boshaften Finale die Achtel, chromatische Streicherfiguren lieferten durchaus unernste Abschweifungen.

Hochdramatisch

Setzte Haydn im Kopfsatz seiner C-Dur-Symphonie protzige Militärrhythmen höchst ironisch ein, so vermittelt der extrem verlangsamte französische Armeetrommelwirbel im Paukensolo des "Agnus Dei" der "Missa in tempore belli" düstere Bedrohung.

Der vom exzellenten Arnold Schoenberg Chor beschwörend gemurmelte Beginn des "Kyrie" war der geheimnisvolle Ausgangspunkt einer ungemein spannenden, hochdramatischen Interpretation von Joseph Haydns "Paukenmesse", seiner musikalischen Reaktion auf den Einmarsch von Napoleons Truppen in Österreich.
Harnoncourt, der auch die nachträglich hinzukomponierten Klarinetten und Hörner einsetzte, um ein größeres Farbspektrum zur Verfügung zu haben, schärfte mit seinem äußerst beredt spielenden Concentus Musicus Wien die Kontraste zwischen den unheilvollen, kriegerischen Passagen und den innigen, lyrischen Teilen wie dem "Qui tollis peccata mundi" im "Gloria", einem vom Bassisten Ruben Drole und der Cellistin Dorothea Schönwiese feinfühlig gestalteten, einschmeichelnden Duett.
Das vom profunden Bass von Ruben Drole und dem agilen Sopran von Sylvia Schwartz angeführte Soloquartett vervollständigten die Mezzosopranistin Elisabeth von Magnus und Tenor Daniel Johannsen.

ERNST NAREDI-RAINER