Es scheint sehr quer zu stehen, das Lachen, in einer Stadt die ganz offenkundig Trauer trägt, weil sie, ein Hort der Ruhe, der Zivilisation, der Kultur, zum Opfer eines Anschlags wurde, eines Anschlags auf diese besondere Lebensqualität in dieser Stadt, auf unseren Gemeinsinn, auf sich in einer Fußgängerzone sicher fühlende Spaziergänger.

Aber das ist schon der zweite Anschlag auf unsere Absicht, über das Lachen zu reden, das Lachen als eine befreiende Kraft, als erster Schritt, sich von engstirnigen, hohlen, aber mächtigen Positionen frei zu machen. Der erste Anschlag fand im Jänner gegen die Redaktion der Pariser Satirezeitschrift Charlie Hebdo statt, die von beleidigten muslimischen Fanatikern ausradiert werden sollte und wurde. Wir haben auf diese Anschärfung unseres Themas dadurch reagiert, dass wir Österreichs Starkarikaturisten Gerhard Haderer eingeladen haben, uns etwas über seine Arbeit mit dem Lachen zu erzählen, die ja das Ziel der Pariser Attacke war.

Der Grazer Anschlag vom vergangenen Samstag war vielleicht nicht gegen irgendetwas gerichtet, war vielleicht nicht politisch, aber er war im Effekt gegen das Glück der anderen gerichtet, gegen unsere gesellschaftlichen Grundübereinkünfte. Er war wohl die Tat einer sehr kranken Seele, und für die styriarte stellte sich im Moment des Anschlags die Frage: Wie gehen wir damit um? Dürfen wir in einer trauernden Stadt lachen? Dürfen wir spielen und fröhlich sein?

Unsere Antwort ist Ihnen bekannt, weil Sie ja hier sitzen können, unsere Antwort war: Ja, wir dürfen nicht, wir müssen. Wir leben in einem relativ glücklichen Teil einer sehr verrückten Welt, in der es viele kranke, traumatisierte, fanatisierte, lebensüberdrüssige Individuen gibt, die gefährlich sind für unsere Gemeinschaft. Wir können so hohe Zäune gar nicht bauen, sie draußen zu halten aus unserer Glücksinsel, weil sie sind mitten unter uns, sie sind partiell vielleicht sogar in uns, und alles was wir tun können, um diese Gefährdung zu reduzieren, ist: Glück produzieren, Kommunizieren, Sinn stiften, Gute Laune verbreiten, und wieder von vorne: Glück produzieren, Kommunizieren, Sinn stiften, Gute Laune verbreiten. All das kann die Kunst, all das ist ihre zentrale Kompetenz, und also stellte sich nicht die Frage, hier etwas abzusagen, oder zu verstecken, oder zurückzuziehen: Wir müssen spielen, oder auch zeichnen, komponieren, dichten, weil das der Job ist, den die verrückte Welt so dringend braucht. Ich glaube nicht, dass man dieses Potential der Kunst überschätzen kann, auch wenn man es nicht messen wird können.