Mit „Dirty Dancing“, dem Tanzfilm über den Sommer 1963, der kein Romantikfettnäpfchen auslässt, verhält es sich unter Freundinnen ja so: Die Frage lautet nicht: Wer hat ihn gesehen? Sondern: Wer hat ihn wie oft gesehen? Und wie viel Prozent der Dialoge zwischen Arzttochter Baby und Tanzlehrer Johnny kann man auswendig aufsagen, selbst wenn man aus dem Tiefschlaf gerissen wird?

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Auf die Filmpremiere von 1987 folgte 2004 die Musicalpremiere. Seit elf Jahren tourt das Kuschelkurskommando nun bereits um die Welt. Ermüdungserscheinungen? Fehlanzeige! Noch heute flippen mehr als 2000 Frauen, wenn Johnny sagt: „Mein Baby gehört zu mir!“ Das war auch am Mittwochabend in der Grazer Stadthalle nicht anders.

Johnny und Baby: Mate Gyenei und Anna-Louise Weihrauch
Johnny und Baby: Mate Gyenei und Anna-Louise Weihrauch © Sabine Hoffmann

Wie schafft das eine Musicalproduktion? Indem sie sich möglichst exakt an die Filmstory hält und sie mit schwingenden Kleidern, guten Livemusikern oder exzellenten Sängern (Tertia Botha, Dennis Dobrowolski, Andrea Scibilia und Dennis Legree) behübscht. Mehr braucht das Publikum, gefühlt 95 Prozent sind weiblich, nicht. „Dirty Dancing“ ist wie die hinübergerettete Erinnerung an ein rosarotes Gefühl, an die erste, unbändig anmutende Liebe. Nostalgie, die im Minutentakt aufgewärmt wird.

Mr. Hüftschwung

Prinzip: Wenn jeder weiß, was kommt, und alle trotzdem ausflippen. Und am Schluss vor die Bühne stürmen, um Mr. Hüftschwung Johnny (Mate Gyenei) und Baby (Anna-Louise Weihrauch) zuzujubeln. In der Pause gab’s Aperolspritzer, rosarote Geschenke vom Merchandising-Stand und elendslange Schlangen vor dem Damen-WC. Klischees? Ja! Aber: Solange sie so viel gute Laune macht.